• Krimi

    Alte Schule – Blumberg 3 von Andreas Niedermann

    Ein Verleger steht bei einem Autor gerade in dem Moment vor der Tür, als dieser sich, von wegen drohender Pleite, bei einem Sicherheitsdienst verdingen will. Das Angebot ist merkwürdig, kommt aber nicht ungelegen. Der Verleger legt dem Autoren zwei Bücher vor und fordert ihn auf diese zu lesen, nämlich Blumberg 1 & 2, von einem gewissen Andreas Niedermann, und behauptet, dass die Protagonistin Isa Blumberg, gar keine fiktive Person ist, sondern lebt und zur Zeit in Wiens Psychiatrie zur Beobachtung ist, nachdem man sie mit Gedächtnisverlust und verwahrlost aufgefunden hat. Der Autor soll nun aus ihren fragmentösen Erinnerungen, plus einem guten Schuss Imagination, Blumberg 3 schreiben. Natürlich stellt sich die Frage, warum das nicht dieser Andreas Niedermann tut. Nun, es heißt, dieser hat das Schreiben aufgeben und sich zum Esel züchten oder so in die Berge verzogen.

    Da die finanziellen Probleme des Autoren drängend werden, macht er sich an die Arbeit und besucht Isa Blumberg in der Psychiatrie. Bei einigem was sie ihm erzählt ist er skeptisch und beginnt Nachforschungen anzustellen, was ihn zum Teil der Geschichte macht.

    Andreas Niedermann gehört schon lange zu den Autoren und Autorinnen, die ich mit Begeisterung lese. Seine Geschichten sind spannend und witzig, sein Schreibstil alte Schule und trotzdem heutig. Und um es gleich zu sagen, Blumberg 3 schreit förmlich nach Band 4!

    Hinweis: Es ist nicht zwingend erforderlich Teil 1 und 2 gelesen zu haben, allerdings entgeht einem eine spannende und unterhaltsame Lektüre!

    Alte Schule
    Autor: Andreas Niedermann
    Edition BAES
    ISBN: 9783950528367
    Preis: 19,90 €
  • Anthologien

    Wenn ein neues Leben beginnt von Annemarie Stoltenberg

    Die Geburt! Ein Wunder in jedem Fall, doch ist nicht jede gleich. Annemarie Stoltenberg hat in diesem schön aufgemachten und von Amarins de Jong illustrierten Buch, Texte von verschiedenster Autor:innen gesammelt. Klassiker:innen wie Friedrich Hebbel, Thomas Mann, Isodora Duncan, Käthe Kruse sind ebenso zu finden, wie moderne Schriftsteller:innen wie Levi Henriksen, dessen Geschichten immer eine Freude sind, Fréderik Schwilden und die vielfach ausgezeichnete irische Autorin Elís Ní Dhuibhne, die ihre Geschichte Hebamme für die Feen beigesteuert hat, in der sie die moderne Erzählung mit Märchenelementen vermischt.

    Es ist nicht nur ein passendes Geschenk für werdende Eltern oder Großeltern, sondern eigentlich für alle die Geschichten schätzen. Die Geburt ist und bleibt, trotz aller medizinischen Erklärungen, ein Mysterium und berührt jeden.

    Wenn ein neues Leben beginnt
    Herausg: Annemarie Stoltenberg
    Illustrationen: Amarins de Jong
    Verlag: Reclam
    ISBN: 978-3-15-011477-3
    Preis: 22,00 €
  • Einfach mal so

    Die Zeit fliegt

    Nun ist das 1. Quartal 2024 fast rum und ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich es komplett verpasst habe. Erst war ich Anfang Januar für fünf Wochen meine Enkelinnen versorgen, solange meine Tochter zur Kur war und kaum zu Hause bin ich umgefallen. Erschöpfung und eine Bronchitis, die immer noch anhält, aber so langsam am Abklingen ist. Doch ich habe noch lange nicht meine alte Form wieder. Zum Glück wurde, und werde, ich gut versorgt.

    Ende 2023 war ich voller Pläne für 2024, die ich erst einmal auf Eis legen muss. Man glaubt es ja nicht, aber schreiben, ist auch körperlich eine Herausforderung, denn man muss Ausgleich in Form von Spaziergängen und anderen Aktivitäten, für das lange Sitzen am Schreibtisch, schaffen. Das ist mir zur Zeit nicht möglich, nicht einmal lange Schreibzeiten.

    Doch wie gesagt, es geht aufwärts und ich denke in ein oder zwei Wochen bin ich fit genug, um mich wieder an die Arbeit zu machen. Es ist ja nicht so, dass mir das Schreiben nicht fehlt.

    So, das war ein kurzes UP-Date und nun werde ich weiter daran arbeiten fit zu werden.

  • Lesestoff,  Roman

    Wir sitzen im Dickicht und weinen von Felicitas Prokopetz

    Das Verhältnis von Valerie und ihrer Mutter ist gespannt. Bei zuviel Nähe kracht es regelmäßig. Doch plötzlich sind muss Valerie sich kümmern, denn die Mutter hat Krebs. Zeitgleich will ihr 16-jähriger Sohn ein Auslandsjahr in England verbringen und Valerie ist noch lange nicht bereit ihn loszulassen. Die erzwungene Enge zur Mutter bringt Erinnerungen an die eigene Kindheit.

    Auf den ersten Blick denkt man sich so, eine weitere Mutter-Kind-Geschichte, doch nur auf den ersten Blick. Felicitas Prokopetz wählt eine interessante Form, um das Dilemma zwischen Valerie und ihrer Mutter Christina, sowie ihr eigenes Verhältnis zu Sohn Tobi deutlich zu machen: Sie zeigt die Geschichte der beiden Großeltern von Valerie und deren Verhältnis zu Ehe und Mutterschaft und wie dies die nachfolgenden Generationen prägt.

    Wir sitzen im Dickicht und weinen 
    Autorin: Felicitas Prokopetz 
    Verlag: Eichborn 
    ISBN: 9783847901617 
    Preis: 22,00 €
  • Roman

    Yellowface von Rebecca F. Kuang

    Zwei Yale Studentinnen träumen davon Schriftstellerin zu werden. Beide schreiben ihren ersten Roman, doch während Athena Lius Buch gehypt wird, floppt June Haywards total. Während die chinesischstämmige Athena von Erfolg zu Erfolg, von Talkshow zu Talkshow wandert, droht June in der Vergessenheit zu versinken und schlägt sich mit Gegelegenheitsjobs durch. Die beiden Frauen verbindet eine ambivalente Freundschaft. Während eines Treffens in Athenas Wohnung stirbt diese durch einen Unfall. June klaut den ersten Entwurf von Athenas neuem Roman, schreibt ihn fertig und bringt ihn unter dem Pseudonym Juniper Song heraus. Kann das gut gehen? Natürlich nicht, denn irgendwer, weiß immer irgendwas und dann sind da ja die sozialen Medien über die sich leicht Empörung schaffen lässt. Schon bevor jemand ihr ob des Diebstahls auf die Schliche kommt, gerät June in so manches Kreuzfeuer, wegen ihres Autorinnennamens, denn Juniper Song klingt doch arg asiatisch. Da ist natürlich genügend Raum für Diskussion. Denn ist es in Ordnung das eine weiße Frau über ein chinesisches Arbeiterkorps im ersten Weltkrieg schreibt, und dann auch noch einen Namen auf das Buch setzt, der vermuten lässt, dass sie asiatischer Abstammung ist?

    Rebecca F. Kuang hat da eine feine Satire über den Buchmarkt dieser Tage geschrieben. Über Cancelkultur, über die sozialen Medien, die es leicht machen, gegen alle Regeln des guten Geschmacks zu verstossen und über die Einsamkeit, die sowohl Erfolg als auch Scheitern, nach sich zieht. Ein sehr heutiges Buch und eines das Spaß macht zu lesen.

    Yellowface
    Autorin: Rebecca F. Kuang
    Verlag: Eichborn
    ISBN: 9783847901624
    Übersetzerin: Jasmin Humburg
    Preis: 24,00 €
  • Norwegische AutorInnen,  Roman

    Herzensbrecher von Anne B. Ragde

    Jonetta ist Mitte 50 und steckt fest. Sie hat einen Job, den sie nicht mag, einen Sohn, der das Haus nicht verlassen will und sich auf ihre Kosten schadlos hält. Sie ist es so leid, einen arbeitslosen 25-jährigen, der sie nicht respektiert und ihr Leben bestimmt, mit durchzuschleppen. Selbst in ihrer Hütte kommt sie nicht zur Ruhe. Der ersehnte Urlaub wird zum Alptraum und Jonetta wird aus der Starre geworfen, die sich über sie gelegt hat. Und bei allem die Fragen: Wer ist dieser Mann eigentlich, der ihr den Raum zu Atmen nimmt? Was ist aus dem netten Jungen geworden, der sie doch einmal geliebt hat?

    Anne B. Ragde ist eine Meisterin ihres Faches. In kurzen Kapiteln nimmt sie ihre Leser:innen mit in die Gedankwelt Jonettas, lässt sie an ihrer Hilflosigkeit, ihrer Bedürftigkeit und ihren Ängsten teilhaben. Von Kapitel zu Kapitel schwankt man beim Lesen zwischen dem Wunsch Jonetta zu schütteln oder einfach in den Arm zu nehmen. Die Spannung, ob Jonetta es schaffen wird, sich ihr Leben, ihren Raum, zu erobern, baut sich auf und bis zu letzt ist man sich nicht sicher ob sie es schafft.

    Fazit: Unbedingte Leseempfehlung, spannend wie ein Krimi

    Herzensbrecher
    Autorin: Anne B. Ragde
    Übersetzerin: Gabriele Haefs
    Verlag: btb
    ISBN; 978-3-442-77384-8
    Preis: 12,00 €
  • Einfach mal so,  Persönliches,  Schreiben

    Auf ein Neues im Februar

    Das neue Jahr ist nun schon fast einen Monat alt, also im Grunde fast rum. Den Januar habe ich nicht am Schreibtisch verbracht, sondern hatte Qualitätszeit mit meinen Enkelinnen. Das wird auch noch die erste Februarwoche so sein. Doch dann geht es zurück an den Laptop und in die neuen Projekte. Ein wenig habe ich auch hier gearbeitet, aber bei weitem nicht so viel wie ich mir gewünscht hätte. Zum Glück drängt mich niemand, also in der physischen Welt. Meine Leute aus den Geschichten schleichen sich sehr oft in meine Gedanken und wollen Aufmerksamkeit … und die sollen sie auch bekommen. Auch wenn ich nicht direkt geschrieben habe, mein Notizheft ist voll.

    Es war gut einmal die Komfortzone zu verlassen und woanders zu sein. Ich habe ja lange in Hamburg gewohnt und es war schön die alten Plätze – auch die, die nicht mit den schönsten Erinnerungen verbunden sind – zu besuchen und den Erinnerungen nachzufühlen. Auch in der Richtung entsteht etwas, aber das ist noch im Samenkornstadium. Also gibt es noch nichts zu erzählen.

    Alles Liebe

  • Lesestoff,  Norwegische AutorInnen,  Rezensionen

    Eisiges Land von Tore Kvæven

    Es beginnt mit einer Walrossjagd, auf der sich Arnar, ein junger Wikinger, auszeichnet. Wir schreiben das Jahr 1293, Ort der Handlung ist Grönland. Es ist die Zeit, in der die Walrosse und Robben bereits sehr dezimiert sind, die ersten Siedler sind dabei das Land zu verlassen. Auch herrscht Uneinigkeit zwischen den Sippen aus dem Bergen und denen, die an den Fjorden siedeln. Letztere sind christianisiert, während die Bergvolk es noch immer mit Odin und Co hält. Arnar gehört zu den Bergbewohnern. Als er seinem Häuptling um ein bestimmtes Stück Land bietet, um dort zu siedeln, verweigert dieser es ihm. Arnar ist verärgert und wartet auf eine Gelegenheit unabhängig zu werden. Die ergibt sich, als Bergfinn, einer der Fjordbewohner, mit den Seinen das Land verlassen will, weil er keine Zukunft mehr sieht. Dazu braucht er Holz für ein Schiff, doch das ist auf Grönland Mangelware, aber Arnar ist im Besitz eines riesigen Stammes. So wird der Stamm gegen den Hof getauscht und Arnar macht sich seinen ehemaligen Häuptling zum Feind.

    Arnar, ein tatkräftiger Mann, mit vielen guten Anlagen, hat ein seltenes Talent sich Feinde zu machen. Als er sich in Eir verliebt und sie umwirbt, landet er auf der Abschussliste einer weiteren Sippe.

    Was für ein Buch! Ich glaube, es ist mit Abstand das Beste, was ich dieses Jahr gelesen habe. Dabei ist es nicht einmal sosehr die Geschichte von Arnar – obwohl die natürlich sehr spannend ist -, es ist die Art wie Tore Kvæven das Land, das Meer, die Ureinwohner, das harte Leben der Siedler und die Gesetze nach denen sie leben beschreibt. Alles ist beseelt. Eins greift ins andere und fügt sich, bis auf die Siedler, dort ein. Ein Eisbär, zum Beispiel, landet nicht einfach an der Küste, sondern der Leser und die Leserin machen die Reise auf einer kleiner werdenden Eisscholle mit ihm dorthin. Spüren seinen Hunger, die Gefahr und alles was ihn umgibt.

    Arnars Geschichte spielt zu einer Zeit, in der bereits das Ende der Besiedelung Grönlands abzusehen ist. Die Handelsschiffe bleiben aus, da es nicht mehr genug zum Handeln gibt. Die Tierwelt ist bereits stark dezimiert und das Land selbst bietet nicht genügend Rohstoffe, für ein Leben wie die Siedler es gewohnt sind. Eine zerfallenene Gesellschaft, Raubbau an der Umwelt. Man könnte fast eine Metapher für unsere heutige Zeit darin lesen.

    Fazit: Alles stehen und liegen lassen, Buch besorgen und sofort lesen!

    Eisiges Land
    Autor: Tore Kvæven
    Übersetzer:innen: Andreas Brunstermann & Gabriele Haefs 
    Verlag: Piper
    ISBN: 978-3-492072359
    Preis: 25,00 €
  • Einfach mal so

    Frohes Fest und ein friedvolles 2024

    Nun ist also schon Weihnachten und in wenigen Tagen ist 2023 zu Ende. Es war/ist ein aufreibendes Jahr. Immer mehr Kriege und wenig Bemühungen um Frieden. Sich für Frieden einzusetzen scheint völlig aus der Mode. Gut das ich mit keiner Mode gehe, sondern das mache was ich für richtig halte.

    Das wirklich merkwürdige ist, dass ich entgegen meiner sonstigen Ausflüge ins Dramatische, geradezu ruhig bin, denn auf der persönlichen Ebene war es ein gutes Jahr. Vieles von dem was ich mir vorgenommen hatte, ließ sich verwirklichen. Einiges geht noch ein wenig holperig, anderes wieder ist gut im Fluss und geht voran.

    Sicher gibt es auch Pläne. Zwei Projekte sind schon relativ konkret geworden und über ein Gemeinschaftsprojekt wird sich gerade unverbindlich ausgetauscht. Ob das was wird, kann ich noch nicht sagen. Das wird sich zeigen.

    Was 2024 bringen wird, weiß ich nicht, aber ich bin zuversichtlich, über dem ganzen Irrsinn der gerade durch die Welt tobt liegt so ein: Alles wird gut Gefühl!

    In diesem Sinne, wünsche ich allen ein Frohes Fest und ein friedvolles 2024.