Norwegische AutorInnen

  • Norwegische AutorInnen,  Roman

    Herzensbrecher von Anne B. Ragde

    Jonetta ist Mitte 50 und steckt fest. Sie hat einen Job, den sie nicht mag, einen Sohn, der das Haus nicht verlassen will und sich auf ihre Kosten schadlos hält. Sie ist es so leid, einen arbeitslosen 25-jährigen, der sie nicht respektiert und ihr Leben bestimmt, mit durchzuschleppen. Selbst in ihrer Hütte kommt sie nicht zur Ruhe. Der ersehnte Urlaub wird zum Alptraum und Jonetta wird aus der Starre geworfen, die sich über sie gelegt hat. Und bei allem die Fragen: Wer ist dieser Mann eigentlich, der ihr den Raum zu Atmen nimmt? Was ist aus dem netten Jungen geworden, der sie doch einmal geliebt hat?

    Anne B. Ragde ist eine Meisterin ihres Faches. In kurzen Kapiteln nimmt sie ihre Leser:innen mit in die Gedankwelt Jonettas, lässt sie an ihrer Hilflosigkeit, ihrer Bedürftigkeit und ihren Ängsten teilhaben. Von Kapitel zu Kapitel schwankt man beim Lesen zwischen dem Wunsch Jonetta zu schütteln oder einfach in den Arm zu nehmen. Die Spannung, ob Jonetta es schaffen wird, sich ihr Leben, ihren Raum, zu erobern, baut sich auf und bis zu letzt ist man sich nicht sicher ob sie es schafft.

    Fazit: Unbedingte Leseempfehlung, spannend wie ein Krimi

    Herzensbrecher
    Autorin: Anne B. Ragde
    Übersetzerin: Gabriele Haefs
    Verlag: btb
    ISBN; 978-3-442-77384-8
    Preis: 12,00 €
  • Lesestoff,  Norwegische AutorInnen,  Rezensionen

    Eisiges Land von Tore Kvæven

    Es beginnt mit einer Walrossjagd, auf der sich Arnar, ein junger Wikinger, auszeichnet. Wir schreiben das Jahr 1293, Ort der Handlung ist Grönland. Es ist die Zeit, in der die Walrosse und Robben bereits sehr dezimiert sind, die ersten Siedler sind dabei das Land zu verlassen. Auch herrscht Uneinigkeit zwischen den Sippen aus dem Bergen und denen, die an den Fjorden siedeln. Letztere sind christianisiert, während die Bergvolk es noch immer mit Odin und Co hält. Arnar gehört zu den Bergbewohnern. Als er seinem Häuptling um ein bestimmtes Stück Land bietet, um dort zu siedeln, verweigert dieser es ihm. Arnar ist verärgert und wartet auf eine Gelegenheit unabhängig zu werden. Die ergibt sich, als Bergfinn, einer der Fjordbewohner, mit den Seinen das Land verlassen will, weil er keine Zukunft mehr sieht. Dazu braucht er Holz für ein Schiff, doch das ist auf Grönland Mangelware, aber Arnar ist im Besitz eines riesigen Stammes. So wird der Stamm gegen den Hof getauscht und Arnar macht sich seinen ehemaligen Häuptling zum Feind.

    Arnar, ein tatkräftiger Mann, mit vielen guten Anlagen, hat ein seltenes Talent sich Feinde zu machen. Als er sich in Eir verliebt und sie umwirbt, landet er auf der Abschussliste einer weiteren Sippe.

    Was für ein Buch! Ich glaube, es ist mit Abstand das Beste, was ich dieses Jahr gelesen habe. Dabei ist es nicht einmal sosehr die Geschichte von Arnar – obwohl die natürlich sehr spannend ist -, es ist die Art wie Tore Kvæven das Land, das Meer, die Ureinwohner, das harte Leben der Siedler und die Gesetze nach denen sie leben beschreibt. Alles ist beseelt. Eins greift ins andere und fügt sich, bis auf die Siedler, dort ein. Ein Eisbär, zum Beispiel, landet nicht einfach an der Küste, sondern der Leser und die Leserin machen die Reise auf einer kleiner werdenden Eisscholle mit ihm dorthin. Spüren seinen Hunger, die Gefahr und alles was ihn umgibt.

    Arnars Geschichte spielt zu einer Zeit, in der bereits das Ende der Besiedelung Grönlands abzusehen ist. Die Handelsschiffe bleiben aus, da es nicht mehr genug zum Handeln gibt. Die Tierwelt ist bereits stark dezimiert und das Land selbst bietet nicht genügend Rohstoffe, für ein Leben wie die Siedler es gewohnt sind. Eine zerfallenene Gesellschaft, Raubbau an der Umwelt. Man könnte fast eine Metapher für unsere heutige Zeit darin lesen.

    Fazit: Alles stehen und liegen lassen, Buch besorgen und sofort lesen!

    Eisiges Land
    Autor: Tore Kvæven
    Übersetzer:innen: Andreas Brunstermann & Gabriele Haefs 
    Verlag: Piper
    ISBN: 978-3-492072359
    Preis: 25,00 €
  • Lesestoff,  Norwegische AutorInnen,  Rezensionen

    Rückkehr von Anne B. Ragde

    Mit dem Lügenhaus begann Anne B. Ragdes Geschichte über die Familie Neshov und von Torunn, der Anerbin des Hofes. Mittlerweile gibt es 6. Bände über die Familie Neshov und mit Rückkehr schließt Anne B. Ragde die Serie.

    Ich habe alle sechs Bücher gelesen. Die ersten drei mit Begeisterung, den 4. Teil eher aus Liebe zu den Charakteren, beim 5. Teil wurde es wieder besser und beim 6. habe ich zu meiner alten Begeisterung zurückgefunden … aber die Etnscheidung, die Reihe hier enden zu lassen, finde ich richtig. Torunn Breiseith hat sich gefunden, die Lügen der Familie sind auf den Tisch gekommen. Kurz, es ist Ruhe eingekehrt.

    Übersetzung aus dem Norwegischen: Gabriele Haefs

  • Kreatives Schreiben,  Lesestoff,  Norwegische AutorInnen

    Bücher sind immer ein Trost

    Hier geht es gerade alles andere als beschaulich zu. Die Kohlen wurden drei Stunden früher als erwartet geliefert, die Briketts kamen schon gestern Abend und mein sehr geschätztes Papyrus Author zickt mal wieder unter Linux. Versteht mich richtig, ich bin froh, dass wir nun den Kohlenkeller voll haben und wenn nächste Woche das Holz da ist, werde ich noch froher sein. Dann sind wir zwar endgültig pleite, aber haben es warm. Ist ja auch was. Viktor hat mich, als ich dies heute Morgen äußerte, in die Richtung korrigiert, dass wir es warm und zu lesen hätten. Denn die Post brachte Feines.

    Mathias Bröckers „Newtons Gespenst dun Goethes Polaroid – über die Natur“ steht schon lange auf meinem Wunschzettel und gestern habe ich es bestellt.

    J. W. von Goethe „Faust I und II„, war ein Schnäppchen. Faust I habe ich bereits mehrfach gelesen, bin aber nie zu II gekommen. Als ich sah, dass es im Anaconda Verlag eine Gesamtausgabe, gebunden für 4,95 € gab, dachte ich: Günstige Gelegenheit! Zu Mal Viktor es auch lesen möchte.

    Anne B. Ragde „Rückkehr“ (Übersetzerin: Gabriele Haefs), kam als Rezensionsexemplar und darauf freue ich mich sehr, es ist der letzte Teil der Lügenhaus-Serie von Anne B., von der ich alle mit einiger Begeisterung gelesen habe.

    Nach so viel schönem nun zum Frust. Neulich war ich höchst erfreut, dass Papyrus Author unter meinem LINUXMint 21 lief. Es ist ein Windowsprogram und unter den Mint Vorgängern lief es nie rund. Hier nun ging es einige Monate sehr gut. Doch seit dem letzten Update hat es seine Zicken und mir reicht es ehrlich gesagt, ich will nicht wieder auf Windows zurück und daher habe ich meine Dateien in Libre Office übertragen. Schreiben, editieren und in verschiedene Formate transportieren geht dort sehr gut. Der Vorteil von Papyrus Author oder einem anderen Autorenprogramm ist, dass man das ganze Projekt in einem Ordner hat. Also Zeitlinien erstellen kann, sowie eine Charaktere Datenbank und eine für Orte und Dinge erstellen kann. Im Organizer lassen sich Plotlinien erstellen und so weiter. Die Datenbanken habe ich mir nun unter Libreoffice Base erstellt. Alles andere wird sich finden. Papyrus Author ist ein tolles Programm und wenn es etwas vergleichbares für Linux gäbe, würde ich es nutzen. Leider habe ich noch nichts gefunden. Es gibt Manuskript, das läuft auf älteren Distributionen, aber eben nicht auf den neueren. Mir fällt der Abschied schon schwer. Doch andererseits, es ist so zwar weniger komfortabel, aber es geht ja, auch so, zumindest bis sich eine stabile Alternative findet.

    So, nun gehe ich Brotbacken, dann Schreiben, danach Weißkohl und schnell zu Bett, um zu Lesen.

  • Krimi,  Norwegische AutorInnen

    Kalte Herzen von Gunnar Staalesen

    Hege, eine Prostituierte, in der Varg Veum, eine frühere Schulfreundin seines Sohnes erkennt, bittet ihn um Hilfe. Maggie, eine Kollegin, ist verschwunden, nachdem sie panisch einen Freier abgelehnt hat. Veum, der früher Sozialarbeiter war, sieht sich um und gerät in immer tiefergehende Verstrickungen, die zum Teil in der Vergangenheit ihre Wurzeln haben. Denn nicht nur Maggie ist verschwunden, sondern auch ihr Bruder, der auf Freigang war. Zu allem kommt noch, dass auch die Zuhälter von Maggie und Hege nicht gerade glücklich über Veums Ermittlungen sind, denn denen ist gerade ein Drogendeal schiefgegangen und der gute Varg, kommt auch dieser Sache sehr nahe.

    Kalte Herzen ist Varg Veums 16. Fall und es wird nicht langweilig. Der Autor hat die Handlung in 1997 angelegt, in eine Zeit, in der noch nicht jeder E-Mail hatte und eben auch noch keine Smartphones vorhanden waren. Die Handlung ist auch ohne dies rasant und interessant. Gunnar Staalesen ist einer der Autoren, die in einem spannenden Plot Sozialkritik anbringen können, ohne arrogant zu wirken. Vor allem hat er kein Problem damit, hinter die Fassade der Wohlanständigkeit zu schauen. Mittlerweile gibt es 19 Varg Veum Bücher und ich hoffe doch sehr, dass die drei, die noch nicht in deutscher Übersetzung vorliegen noch kommen.

    Gunnar Staalesen lebt in Bergen, wo auch die Handlung dieses Buches angelegt ist.

    Kalte Herzen, ISBN 978-3-048392-60-4, Preis: 16,00, Übersetzer:innen: Gabriele Haefs & Nils Hinnerk Schultz, Herausg. Jürgen Ruckh.

  • Norwegische AutorInnen,  Roman

    Das Haus über dem Fjord von Kristin Valla

    Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Elin in ihren Geburtsort zurück um das Haus aufzulösen und zu verkaufen. Es wird eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit, auf der sie erkennt, dass bei weitem nicht alles so war, wie es ihr damals erschien. Mittlerweile lebt sie in Oslo, ist Journalistin für ein Modemagazin und denkt, sie hätte sich von dem kleinen Ort an der nordnorwegischen Küste und von dem Haus über dem Fjord gelöst. Doch auch das ist nicht ganz so, wie sie vermutet. Ihre ganze Jugend war von einem dramatischen Ereignis überschattet. An einem Tag wurden ihr Vater und ihre Brüder von einem Erdrutsch verschüttet und ihre Mutter versank in Trauer.

    Das Haus über dem Fjord ist der dritte Roman von Kristin Valla und die Autorin weiß eine Geschichte aufzubauen und zu erzählen. Der Aufbau ist einfach und überschaubar. Es gibt Rückblenden in die Vergangenheit, die mit dem abgeglichen werden, was Elin während ihres Aufenthaltes und ihrer Suche erfährt. Doch das Buch hat auch ein Manko. Im letzten Viertel, Elins Nachforschung über die Vergangenheit ihres Vaters, haben sie in ein französisches Dorf geführt, und ab hier beginnt Kristin Valla die Geschichte zu überfrachten. Hätte sie der Versuchung widerstanden, diesen Twist einzufügen, wäre es ein rundherum gelungenes Werk geworden.

    Das Haus über dem Fjord

    Roman
    OT: Ut av det blå
    Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
    gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen

    320 Seiten

    ISBN: 978-3-86648-649-2

    Erscheinungsdatum: 20.09.22

  • Krimi,  Norwegische AutorInnen

    Dunkelschnee von Samuel Bjørk

    Auf einem Feld in Norwegen werden zwei tote Jungen entdeckt. Die Art wie sie getötet wurden und wie der Mörder sie arrangiert hat, erinnert an einen Fall, der sich acht Jahre zuvor in Schweden ereignet hat. Holger Munch, der Leiter einer speziellen Abteilung der Polizei Oslo ermittelt mit seinem Team, zu dem Mia Krüger kommt, frisch von der Polizeischule und hat das besondere Talent, Muster dort zu erkennen, wo andere sie nicht sehen.

    Es ist der erste Fall von Holger Munch und Mia Krüger, ein Prequel also, denn es gibt bereits 3 weitere Bände dieser Serie von Samuel Bjørk.

    Samuel Bjørk ist einer der Autoren, die ich sehr verdrießlich finde und dessen Erfolg ich nicht verstehen kann. Sicher, er schreibt sehr spannend und mitreißend, leider ist er aber kein guter Plotter. Seine Geschichten haben in der Regel mehr Löcher als ein Schweizer Käse. Oft drängt sich der Gedanke auf, dass er eine Reihe guter Einfälle hat, diese irgendwie verknüpft und was sich nicht schlüssig erklären lässt, wird dann einfach unter den Tisch gekehrt oder mit einer fadenscheinigen Erklärung versehen. Als Leserin fühle ich mich da verarscht.

    Übersetzerin: Gabriele Haefs

  • Norwegische AutorInnen,  Roman

    Wütende Bärin von Ingebjørg Berg Holm

    Njål hat sich von Sol getrennt, die Mutter werden wollte, aber es nicht konnte. Nach Sol war er mit Nina zusammen, die nie Mutter werden wollte, es aber wurde. Nach Lottas Geburt versank sie in eine postnatale Depression, Njål verließ sie und nahm Lotta mit. Während es zwischen Nina und Njål zu einem Rosenkrieg vom Feinsten kommt, kommen sich Njål und Sol wieder näher. Alle drei wollen eines: Lotta!

    Diese sehr spannende Geschichte lässt sich nur schwer beschreiben, denn die Verwicklungen sind schon komplex. Da ist einmal Nina, von Beruf Glaciologin, die nicht nur mit Njål um das Sorgerecht für ihre Tochter kämpft, sondern auch darum, wer von ihnen ein Forschungsprojekt auf Spitzbergen betreuen darf. Nina ist verletzlich, sehnt sich nach ihrer Tochter, kann aber im Grunde nicht viel mit ihr anfangen. Während Njål sie als unfähige, wenn nicht sogar für das Kind gefährliche Mutter darstellt, beschuldigt sie ihn indirekt des Kindesmissbrauchs.

    Njål wiederum etabliert sich als Supervater. Überhaupt hat er so ein vertracktes Ding damit laufen, sein Sperma zu verteilen, da er, wie er öfters betont „nicht so ein Mann ist“ geht er nicht fremd, sondern spendet großzügig bei einer Samenbank. Überhaupt betont er gerne, dass er nicht so ein Mann ist. Meistens dann, wenn er gerade etwas getan hat, was „so ein Mann“ tun würde.

    Sol nun ist Pastorin, allerdings ohne von sich zu behaupten Christin zu sein. Sie und Njål waren lange zusammen, verheiratet und haben mehrfach versucht ein Kind zu bekommen, doch es gab nur Fehlgeburten, was Sol schließlich in eine Depression abgleiten ließ und Njål zu Nina führte. Als sich nach der Trennung von Nina wieder zusammenkommen, kümmert sie sich um Lotta. Doch nachdem sie schwanger wird und sich entschließt, das Kind trotz Behinderung zu bekommen, verlässt Njål sie erneut und Nina und er wollen es noch einmal versuchen und auch gemeinsam das Forschungsproejkt auf Spitzbergen angehen.

    Alle drei Personen, aus deren jeweiligen Perspektive die Geschichte erzählt wird, eint im Grunde nur eines. Sie wollen Lotta für sich haben und dafür gehen sie sehr weit.

    Wütende Bärin ist kein typischer Thriller, aber ganz sicher ein spannendes, vielschichtiges Buch, das ich nur wärmstens empfehlen kann.

  • Norwegische AutorInnen,  Roman

    Kristin Lavranstochter – Das Kreuz von Sigrid Undset

    Der Kröner Verlag hat sich Sigrid Undsets Meisterwerk angenommen und es von Gabriele Haefs neu übersetzen lassen. Das Buch erschien nun, wie schon bei der Erstveröffentlichung in 3 Bänden. Das Kreuz ist der 3. Teil. Die Geschichte spielt im 14. Jahrhundert in Norwegen.

    Teil 1: Der Kranz: Kristin Lavranstochter ertrotzt sich die Ehe mit Erlend Nikolausson, einem Ritter, der nicht gerade vor Ehrenhaftigkeit strotzt. Sie bricht ihr Verlöbnis mit Simon Darre, der ihr trotzdem freundschaftlich verbunden bleibt.

    Teil 2: Die Frau: Kristin und Erlend leben nun auf Erlends Hof Husaby. Die Ehe der Beiden ist kein Tanz auf Rosen. Kristin sieht sich mit dem Haushalt eines großen Hofes, den illegetimen Kindern ihres Mannes aus einer früheren Beziehung und Erlends Unruhe, sowie einer Schwangerschaft nach der nächsten, überfordert. Schließlich wird Erlend des Landesverrats angeklagt. Simon Darre hilft den Beiden.

    Teil 3: Das Kreuz: Nachdem Erlend dem Galgen entkommen ist, werden ihm das meiste seines Besitzes und seine Titel genommen. Die Familie lebt nun auf dem Jorundshof, Kristins Erbhof. In der Nachbarschaft sind sie nicht wohlgelitten. Erlend gilt als hochmütig und niemand hat Kristin verziehen was sie ihren Eltern zugemutet hat, um den Mann ihrer Wahl zu bekommen. Dazu kommt, Erlend ist kein Bauer und auch die meisten der 7 Söhne der Beiden, zeigen nicht viel Talent für die Leitung eines großen Hofes. Erlend schafft es schließlich auch sich mit dem letzten wohlgesinnten Menschen im Ort, Simon Darre, Kristins Exverlobten und Gatte von Kristins Schwester, zu überwerfen. Auch die Streitereien zwischen den Eheleuten nehmen zu und gehen schließlich so weit, dass Erlend den Jorundshof verläßt und sich auf seinen letzverbliebenen Besitz zurückzieht. Es gibt Versöhnungsversuche, doch erst als es üble Gerüchte um Kristin gibt, kommt Erlend zurück. Er stirbt im Kampf und Kristin lebt als Witwe auf dem Hof, der nun von einem der jüngeren Söhne geführt wird. Ihre anderen Kinder sind gestorben oder in die Welt hinausgezogen. Als Gaute, der nun Hofherr ist, heiratet, verlässt Kristin den Hof und zieht als Pfründnerin in ein Kloster. Denn kommt die Pest.

    So die Handlung im Groben. Sigrid Undset erhielt 1928 für Kristin Lavranstochter den Literaturnobelpreis und wenn dieser jemals zu Recht vergeben wurde, denn in diesem Fall. Leben im 14. Jahrhundert, historische Fakten, Mode, Alltags, Kirchenrecht und lebendige Charaktere werden von der Autorin so geschickt verknüpft, dass man beim Lesen komplett versinkt und Zeit und Raum sich auflösen.

    Dabei ist es nicht so, dass die Protagonistin dieses Werkes eine ist, die man bedingungslos mag. Meiner Meinung nach hat Sigrid Undset da eine ausgesprochen zickige Heldin geschaffen, die man, ebenso, wie ihren Erlend, so dann und wann einfach schütteln möchte. Doch genau das macht auch den Reiz aus. Es gibt kein „… und sie lebten glücklich und in Freuden“, nur ein „sie lebten“.

    Gabriele Haefs Übersetzung ist so großartig, dass man vergisst, dass das Buch ursprünglich nicht in deutscher Sprache geschrieben wurde.

    Kristin Lavranstocher – Das Kreuz, ISBN 978-3-520-62301-0, Preis 27,00 €

  • Krimi,  Norwegische AutorInnen

    Der Mann, der nicht vergessen konnte von Trude Teige

    Auf einem alten Bauernhof, in der Nähe von Oslo, wird ein Mann tot aufgefunden. Die Obduktion ergibt, dass er schwer krank war und voraussichtlich seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hat. Nachforschungen ergeben, dass er auf dem Hof aufgewachsen ist und das der Ort kein glücklicher war. Weder in der Kindheit des Mannes, noch später und ein Mord, der bis dato ungeklärt ist, hat sich dort ereignet.
    Die Journalistin Kajsa Coren erholt sich von ihrer Krebserkrankung und versucht auch beruflich wieder Fuß zu fassen. Allerdings soll es ein wenig ruhiger sein, als zuvor. Während ihrer Arbeit an einer Dokumentation über #metoo entdeckt sie den alten Hof … und eine Leiche.
    Trude Teige ist eine Meisterin darin, ein aktuelles Thema wie #metoo, mit einem spannenden Plot zu verweben, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben. Trude Teiges Charakter leben und haben Ecken und Kanten. Hat man erst einmal angefangen die Krimis um Kajsa Coren und ihren Lebensgefährten, den Oberkommisar Karsten Kjolas, hängt man am Haken und freut sich, kaum hat man eines ausgelesen, bereits auf das nächste Buch.

    Übersetzung aus dem Norwegischen: Gabriele Haefs & Andreas Brunstermann