Eisiges Land von Tore Kvæven
Es beginnt mit einer Walrossjagd, auf der sich Arnar, ein junger Wikinger, auszeichnet. Wir schreiben das Jahr 1293, Ort der Handlung ist Grönland. Es ist die Zeit, in der die Walrosse und Robben bereits sehr dezimiert sind, die ersten Siedler sind dabei das Land zu verlassen. Auch herrscht Uneinigkeit zwischen den Sippen aus dem Bergen und denen, die an den Fjorden siedeln. Letztere sind christianisiert, während die Bergvolk es noch immer mit Odin und Co hält. Arnar gehört zu den Bergbewohnern. Als er seinem Häuptling um ein bestimmtes Stück Land bietet, um dort zu siedeln, verweigert dieser es ihm. Arnar ist verärgert und wartet auf eine Gelegenheit unabhängig zu werden. Die ergibt sich, als Bergfinn, einer der Fjordbewohner, mit den Seinen das Land verlassen will, weil er keine Zukunft mehr sieht. Dazu braucht er Holz für ein Schiff, doch das ist auf Grönland Mangelware, aber Arnar ist im Besitz eines riesigen Stammes. So wird der Stamm gegen den Hof getauscht und Arnar macht sich seinen ehemaligen Häuptling zum Feind.
Arnar, ein tatkräftiger Mann, mit vielen guten Anlagen, hat ein seltenes Talent sich Feinde zu machen. Als er sich in Eir verliebt und sie umwirbt, landet er auf der Abschussliste einer weiteren Sippe.
Was für ein Buch! Ich glaube, es ist mit Abstand das Beste, was ich dieses Jahr gelesen habe. Dabei ist es nicht einmal sosehr die Geschichte von Arnar – obwohl die natürlich sehr spannend ist -, es ist die Art wie Tore Kvæven das Land, das Meer, die Ureinwohner, das harte Leben der Siedler und die Gesetze nach denen sie leben beschreibt. Alles ist beseelt. Eins greift ins andere und fügt sich, bis auf die Siedler, dort ein. Ein Eisbär, zum Beispiel, landet nicht einfach an der Küste, sondern der Leser und die Leserin machen die Reise auf einer kleiner werdenden Eisscholle mit ihm dorthin. Spüren seinen Hunger, die Gefahr und alles was ihn umgibt.
Arnars Geschichte spielt zu einer Zeit, in der bereits das Ende der Besiedelung Grönlands abzusehen ist. Die Handelsschiffe bleiben aus, da es nicht mehr genug zum Handeln gibt. Die Tierwelt ist bereits stark dezimiert und das Land selbst bietet nicht genügend Rohstoffe, für ein Leben wie die Siedler es gewohnt sind. Eine zerfallenene Gesellschaft, Raubbau an der Umwelt. Man könnte fast eine Metapher für unsere heutige Zeit darin lesen.
Fazit: Alles stehen und liegen lassen, Buch besorgen und sofort lesen!
Eisiges Land Autor: Tore Kvæven Übersetzer:innen: Andreas Brunstermann & Gabriele Haefs Verlag: Piper ISBN: 978-3-492072359 Preis: 25,00 €
2 Kommentare
birgit
wow das klingt sehr spannend
aber auch todtraurig dass es schon immer so war wie heute – nur dass wir heute so unendlich viel mehr sind die sich unbeliebt machen und alles zerstören
alles gute für den heutigen tag
liebe grüße und umarm
Kabra
Genau meine Gedanken beim Lesen. Wann werden wir jemals kapieren, dass wir nicht über der Natur stehen, sondern Natur sind und praktisch uns selbst auffressen. Ich habe im Anschluss: Der Gesang des Eises von Annabelle Wimmer Bakic gelesen, die zu heutiger Zeit in Grönland unterwegs war. Beschreibt ihren Weg zur Schamanin. Ebenfalls ein tolles Buch und so wichtig. Alles Liebe