Roman
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Zuckerbrot von Balli Kaur Jaswal
Pareen, genannt Pin, wächst in einer Welt voller Regeln auf und es gelten nicht überall dieselben. Sie ist in eine Sikh-Familie geboren, der Vater war nie religös, die Mutter hat sich abgewandt, sie geht als Stipendiatin in eine christliche Schule, ihre Klassenkameradinnen stammen aus den verschiedensten Nationen, kein Wunder, denn Ort der Handlung ist Singapur. Die unterschiedlichen Regeln und der alltägliche Rassismus sind es aber weniger, die Pin in Unruhe versetzen, es sind eher die Geheimnisse um sie herum, wie zum Beispiel der Hautausschlag ihrer Mutter und warum diese ein gespaltenes Verhältnis zu deren Mutter hat. Immer wenn sie sich daneben benimmt, benimmt heißt es: Werde nicht wie deine Mutter!
Eine entscheidene Veränderung tritt ein, als Nani-ji, ihre Großmutter mütterlicherseits, bei der Familie einzieht und mit ihr Gott und was eine Sikh darf und was nicht. Schluss ist es mit dem Fußballspielen mit de Nachbarjungen und dem Haare kurz tragen, denn Sikhs lassen ihre Haare wachsen. Keine Shorts mehr, dafür viele Gebete. Doch am Schlimmsten ist, dass Pin nicht mehr die Stimmungen ihrer Mutter einschätzen kann. Immer konnte sie an dem was ihre Mutter kochte, welche Gewürze sie verwendete, erkennen, ob es ein guter Tag war oder ein schlechter.
Der Kröner Verlag nimmt seine Leser und Leserinnen nach Zweckfreie Kuchenanwendungen von Yeoh Jo-Ann, übersetzt von Gabriele Haefs, ein zweites Mal mit nach Singapore. Eine Riesenstadt und ein Schmelzkessel der Nationalitäten. Während Zweckfreie Kuchenanwendungen im Universitätsmillieu spielt, ist der Ort der Handlung in Zuckerbrot, ein Mehrfamilienhaus in einem weniger reichen Stadtteil. Der Roman spielt 1990 und in Rückblenden zwischen 1967 und 1970. In erster Linie ist es jedoch eine Geschichte von Müttern und Töchtern und zwar eine wunderbar berührende.
Zuckerbrot
Autorin: Balli Kaur Jaswal
Übersetzerin: Gabriele Haefs
Verlag: Kröner
ISBN: 9783520625052
Preis: 25,00 € -
Wir sitzen im Dickicht und weinen von Felicitas Prokopetz
Das Verhältnis von Valerie und ihrer Mutter ist gespannt. Bei zuviel Nähe kracht es regelmäßig. Doch plötzlich sind muss Valerie sich kümmern, denn die Mutter hat Krebs. Zeitgleich will ihr 16-jähriger Sohn ein Auslandsjahr in England verbringen und Valerie ist noch lange nicht bereit ihn loszulassen. Die erzwungene Enge zur Mutter bringt Erinnerungen an die eigene Kindheit.
Auf den ersten Blick denkt man sich so, eine weitere Mutter-Kind-Geschichte, doch nur auf den ersten Blick. Felicitas Prokopetz wählt eine interessante Form, um das Dilemma zwischen Valerie und ihrer Mutter Christina, sowie ihr eigenes Verhältnis zu Sohn Tobi deutlich zu machen: Sie zeigt die Geschichte der beiden Großeltern von Valerie und deren Verhältnis zu Ehe und Mutterschaft und wie dies die nachfolgenden Generationen prägt.
Wir sitzen im Dickicht und weinen Autorin: Felicitas Prokopetz Verlag: Eichborn ISBN: 9783847901617 Preis: 22,00 €
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Yellowface von Rebecca F. Kuang
Zwei Yale Studentinnen träumen davon Schriftstellerin zu werden. Beide schreiben ihren ersten Roman, doch während Athena Lius Buch gehypt wird, floppt June Haywards total. Während die chinesischstämmige Athena von Erfolg zu Erfolg, von Talkshow zu Talkshow wandert, droht June in der Vergessenheit zu versinken und schlägt sich mit Gegelegenheitsjobs durch. Die beiden Frauen verbindet eine ambivalente Freundschaft. Während eines Treffens in Athenas Wohnung stirbt diese durch einen Unfall. June klaut den ersten Entwurf von Athenas neuem Roman, schreibt ihn fertig und bringt ihn unter dem Pseudonym Juniper Song heraus. Kann das gut gehen? Natürlich nicht, denn irgendwer, weiß immer irgendwas und dann sind da ja die sozialen Medien über die sich leicht Empörung schaffen lässt. Schon bevor jemand ihr ob des Diebstahls auf die Schliche kommt, gerät June in so manches Kreuzfeuer, wegen ihres Autorinnennamens, denn Juniper Song klingt doch arg asiatisch. Da ist natürlich genügend Raum für Diskussion. Denn ist es in Ordnung das eine weiße Frau über ein chinesisches Arbeiterkorps im ersten Weltkrieg schreibt, und dann auch noch einen Namen auf das Buch setzt, der vermuten lässt, dass sie asiatischer Abstammung ist?
Rebecca F. Kuang hat da eine feine Satire über den Buchmarkt dieser Tage geschrieben. Über Cancelkultur, über die sozialen Medien, die es leicht machen, gegen alle Regeln des guten Geschmacks zu verstossen und über die Einsamkeit, die sowohl Erfolg als auch Scheitern, nach sich zieht. Ein sehr heutiges Buch und eines das Spaß macht zu lesen.
Yellowface Autorin: Rebecca F. Kuang Verlag: Eichborn ISBN: 9783847901624 Übersetzerin: Jasmin Humburg Preis: 24,00 €
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Herzensbrecher von Anne B. Ragde
Jonetta ist Mitte 50 und steckt fest. Sie hat einen Job, den sie nicht mag, einen Sohn, der das Haus nicht verlassen will und sich auf ihre Kosten schadlos hält. Sie ist es so leid, einen arbeitslosen 25-jährigen, der sie nicht respektiert und ihr Leben bestimmt, mit durchzuschleppen. Selbst in ihrer Hütte kommt sie nicht zur Ruhe. Der ersehnte Urlaub wird zum Alptraum und Jonetta wird aus der Starre geworfen, die sich über sie gelegt hat. Und bei allem die Fragen: Wer ist dieser Mann eigentlich, der ihr den Raum zu Atmen nimmt? Was ist aus dem netten Jungen geworden, der sie doch einmal geliebt hat?
Anne B. Ragde ist eine Meisterin ihres Faches. In kurzen Kapiteln nimmt sie ihre Leser:innen mit in die Gedankwelt Jonettas, lässt sie an ihrer Hilflosigkeit, ihrer Bedürftigkeit und ihren Ängsten teilhaben. Von Kapitel zu Kapitel schwankt man beim Lesen zwischen dem Wunsch Jonetta zu schütteln oder einfach in den Arm zu nehmen. Die Spannung, ob Jonetta es schaffen wird, sich ihr Leben, ihren Raum, zu erobern, baut sich auf und bis zu letzt ist man sich nicht sicher ob sie es schafft.
Fazit: Unbedingte Leseempfehlung, spannend wie ein Krimi
Herzensbrecher Autorin: Anne B. Ragde Übersetzerin: Gabriele Haefs Verlag: btb ISBN; 978-3-442-77384-8 Preis: 12,00 €
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Und manchmal kommt es anders
Nein, ich meine nicht den Frost. Der kam nicht überraschend. Ich muss gestehen, dass ich mich sogar über ihn gefreut habe. Deutlich weniger bedrückend, als das ewige Grau und nass. Dazu noch die Muster, die es auf den Blättern der Kapuzinerkresse bildet. Wahrlich fein.
Wer genau hinsieht, entdeckt ein Insekt in der Blüte. Ich bin richtig froh, dass ich die Kapuzinerkresse noch stehen lassen hab. Als ich neulich im Garten röttelte war ich versucht sie rauszunehmen, um besser an das Kastanienlaub zu kommen.
Doch der Titel bezieht sich auf etwas anderes. Ich schreib ja bereits, dass ich im Moment wieder an Tore & Wölfe DAGAZ arbeite und dass Tabea Rubens erst einmal Pause hat. Dass ich immer mal wechsele ist auch so ungewöhnlich nicht. Lustig ist nur, nachdem ich Tore & Wölfe ISA fertig hatte, war ich mir ziemlich sicher zu wissen, in welche Richtung der zweite Teil gehen wird. Doch meine Figuren sind anderer Meinung, die haben mal wieder eigene Vorstellungen. Das ist einerseits ein gutes Zeichen, denn es zeigt, dass die Charaktere lebendig sind. Andererseits habe ich mal wieder das Gefühl, nur die Chronistin und nicht die Kreatorin zu sein.
Ich schreibe ja Bücher und Geschichten mit Papyrus Autor und habe neulich die neuste Version erworben. Die hat nun einige neue Features, mir gefällt besonders, dass ich eine Meldung bekomme, wann es Zeit wird eine Kaffeepause zu machen.
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Buchveröffentlichung feiern
Gestern war es nun so weit. Tore & Wölfe ISA ist offiziell auf allen möglichen Plattformen, sowohl als E-Book, als auch als Printexemplar, erhältlich. Es ist schon ein schönes Gefühl, wenn es soweit ist und wenn die erste Probeleserin bereits eine feine Bewertung abgegeben hat. Nun kann ich nur noch hoffen, dass das Buch viele Leser und Leserinnen findet.
Da ich mich fürs Selfpublishing entschieden habe, ist es nun mal so, dass ich für alles selbst zuständig bin. Natürlich habe ich Leute die mir helfen, doch in letzter Konsequenz liegt es bei mir. Eben auch all die Sachen, die sonst ein Verlag übernehmen würde. Doch zum Selfpublishing, respektive meine Erfahrungen damit, ein anderes Mal mehr. Das ist nun wahrlich einen eigenen Beitrag wert. Der auch ganz sicher kommen wird, aber erst einmal bin ich ja noch am feiern.
Gestern waren Freunde von uns zum Grillen hier. Valya und Sascha, letzterer auch Autor, haben Georgische Hackfleischspieße mitgebracht, die sehr lecker waren. Dazu gab es Rotwein und einen feinen Möhrensalat. Wir haben viel gelacht und uns übers Buch gefreut.
Heute Morgen habe ich denn eine interessante Entdeckung gemacht. Ich trinke kaum Alkohol, im Alltag gar nicht, und zu besonderen Anlässen nur mäßig. Doch so langsam habe ich das Gefühl, ich sollte es mehr üben, denn nach dem einen Glas Rotwein, den ich auch noch mit Wasser verdünnt hatte, war ich leicht beschickert und hatte heute morgen einen leichten Kater.
So, nun aber an die Arbeit und weiter mit Teil 2. Tore & Wölfe DAGAZ
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Falls ich da war, habe ich nichts gesehen von Michela Marzano
Michela Marzano ist überzeugt, dass ihre Familie immer links war. Sicher Großvater Marzano saß für die monarchistische Partei im Parlament, aber das macht ihn ja noch lange nicht zum Faschisten … dachte sie, bis sie auf der Taufurkunde ihres Vaters entdeckt, dass er 1936 neben so einigen anderen Namen auch den Namen Benito erhielt. Sie beginnt Fragen zu stellen und entdeckt, dass ihr Großvater Mussolini Anhänger der ersten Stunde war und unter dessen Regime Karriere gemacht hat. Ihre Reise in die Vergangenheit ihres Großvaters und die Auseinandersetzung mir ihren Eltern, ihrer Kindheit und allem was sie in der Gegenwart noch belastet, startet und scheint, erst einmal, mehr Fragen als Antworten aufzuwerfen. Es ist der Versuch den Großvater, den despotischen Vater und sich selber zu verstehen, ohne zu beschönigen.
Ein ausgesprochen wichtiges Buch, gerade in Zeiten, in denen ein Rechtsruck durch so viele Nationen geht und in Italien Georgia Meloni regiert. Doch nicht nur deswegen halte ich dieses Werk für besonders aktuell, sondern auch, weil es dazu herausfordert genau hinzusehen und sich zu fragen: Woher komme ich und wo will ich hin? In welcher Welt wollen wir leben?
Fazit: Unbedingt lesenswert!
Michela Marzano, Jahrgang 1970, lebt in Paris und lehrt an der Université Paris Descartes Moralphilosophie. Für Falls ich da war, habe ich nichts gesehen, wurde sie mit dem Prenio Mondello ausgezeichnet.
Falls ich da war, habe ich nichts gesehen Autorin: Michela Marzano Übersetzerin: Lina Robertz Verlag: Eichborn Veröffentlichung: 25.08.2023 ISBN: 978-3-8479-0150-1 Preis: 24,00 €
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Ruhige Zeiten
Die letzte Woche habe ich mir eine kleine Auszeit genommen. Meine Enkelin Selena ist hier und da wollte ich natürlich auch Zeit mit ihr verbringen. Es war richtig schön, sie einmal für länger und nicht nur kurz zu haben. Heute fährt sie zurück. Sie hat übrigens das Manuskript von Tore & Wölfe – ISA gelesen und findet es fein. Sogar einen guten Ratschlag für einen Epilog habe ich noch bekommen.
Ansonsten geht alles so seinen Gang und ab morgen wird wieder gearbeitet. Mittlerweile habe ich mich komplett von Windows verabschiedet und nutze auch keine Windowsprogramm mehr unter LINUX MINT. Was aber auch bedeutet, dass ich nicht mehr mit Papyrus Author arbeite. Es ist ein tolles Programm, aber ich will keine Windows Abhängigkeit. Daher bin ich jetzt zu Writer’s Café zurückgekehrt.
Es ist bei weitem nicht so konfortabel wie Papyrus Author, aber es reicht für die Verwaltung von Carakteren und Schauplätzen und ersetzt in Verbindung mit Focus Writer zum ablenkungsfreien Schreiben und Libre Office zum Bearbeiten und zum Erstellen eines PDF für den Druck völlig.
So, nun werden Selena und ich mal die letzten gemeinsamen Stunden genießen. Wenn alles klappt kommt sie noch einmal in den Herbstferien wieder. Trotz der arbeitsfreien Tage bin ich noch gut in meinem Zeitplan und so schön es war, so langsam sehne ich mich nach meinem Schreibtisch und nach meinen Leuten in der Geschichte.
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Der Klopapierkönig von Maria Ernestam
Da hat der verantwortungsvolle Verwaltungsbeamte Ejnar Svensson einmal nicht aufgepasst und statt vier Pakete Klopaier, werden vier Lastwagenlandungen in die Kleinstadt Valleras geliefert. Zu allem Überfluss nicht einmal das weiche mehrlagige, sondern das graue einlagige. Bürgermeister und Gemeinderat sind sich einig: Kann mal passieren. Nun haben wir es, nun wird es auch aufgebraucht! Damit wäre die Sache erledigt gewesen, wäre nicht die Presse aufmerksam geworden und begeistert darauf reagiert hätte, wie vorausschauend und umweltbewusst Ejnar bereits gedacht hat, als Umwelt noch gar nicht so sehr Thema war. Erst ist es nur national Thema, aber so nach und nach geht die Geschichte viral und Ejnar, der nichts wollte, als gemütlich in seinem Büro sitzen und seine Arbeit machen, wird zum weltweitem Medienstar, zum Klopapierkönig, Widerwillen.
Ein kleines feines Buch hat Maria Ernestam da verfasst. Sie lässt den Bürgermeister von Valleras die Geschichte erzählen. Einem Ex-Politiker, der sich eigentlich zur Ruhe setzen wollte und es im Gegensatz zu Ejnar liebt, im Rampenlicht zu stehen, auch wenn er immer wieder beteuert, dass es ja nicht um ihn, sondern ums Gemeinwohl geht.
Ein feines kleines Büchlein, das sehr viel mehr ist, als eine amüsante Satire.
Der Klopapierkönig Autorin: Maria Ernestam Übersetzerin: Gabriele Haefs Verlag: btb ISBN: 978-3-442-77321-3 Preis 12,00 €
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Vertüddelt und Quarttrick
Tja, da hatte ich mich wohl ein wenig vergallopiert. Als ich heute Morgen mein Geschreibsel durchlas, stellte ich mit Schrecken fest, dass die Geschichte so nicht funktioniert. Also muss ich das nun erst einmal entwirren, bevor ich einfach weiterschreibe und total neben die Spur komme. Kommt alles nur daher, dass ich nicht plotten mag, was aber, scheint es, unerlässlich ist, wenn man eine Geschichte schreibt, die nicht nur einen sehr großen Personenkreis umfasst, sondern auch noch in mehreren Welten mit unterschiedlichen Gesellschaftsformen spielt. Also habe ich mich nun ans Plotten gemacht.
Davon hat mir so der Kopf geraucht, dass ich Viktor zu einer Spazierrunde animierte, damit ich wieder klarsehe. Und das obwohl das Wetter so gar nicht zum draußen herumlaufen einlädt. Aber wozu hat die Göttin die Regenjacken erfunden. Also sind wir los und damit auch beim 2. Teil der Überschrift. Gestern sagte ich nach der Spazierrunde: Nun sind wir drei Tage hintereinander spazieren gewesen! Ein Hattrick! Viktor meinte darauf hin: Und wenn wir morgen auch gehen, ist es ein Quarttrick. Nur so zur Erleuchtung. So, nun noch ein wenig arbeiten und dann gibt es Abendessen. Nochmal Pasta, es ist noch Sauce vom Auflauf da.