Rezensionen

  • Einfach mal so,  Rezensionen

    Es schneite

    Heute morgen sah es noch einmal winterlich im Garten aus. Komischerweise habe ich mich darüber gefreut, über so einen letzten Wintergruß. Vielleicht habe ich mich auch darüber gefreut, weil ich von einer warmen Bude aus auf das Ganze guckte. In der alten Wohnung war ich von so einem Winterrückfall immer eher genervt, weil es bedeutete noch länger Ofen anschmeissen und kaltes Klo.

    Meinen Tulpen schien die Schneedecke nicht auszumachen. Ich bin wirklich gespannt, ob sie blühen werden oder nur grün wachsen. Es ist mein erster Versuch Tulpen in einem Blumentopf zu ziehen.

    Ansonsten geht alles seinen Gang. Gleich werde ich einen Spaziergang machen und danach geht es ins Wolkenkukusheim zu meinen Leute und deren Geschichten.

    Gestern kamen einige neue Bücher an, die ich rezensieren soll. So eine Fülle, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Gut jedenfalls das Apoll Besobrasow von Boris Poplawski ausgelesen habe und im Bücherblog darüber geschrieben habe.

    So, nun aber eine kleine Runde und dann schreiben.

  • Lesestoff,  Rezensionen

    Zweckfreie Kuchenanwendungen von Yeoh Jo-Ann

    Sukhin hat es als Soziophobiker in seinem Beruf als Lehrer und auch sonst nicht. Er möchte am liebsten in Ruhe gelassen werden, sein Leben leben, die Kartonsammlung seiner Eltern abstauben und lesen. Eigentlich hat er nur einen Freund, das aber nur, weil dieser sich einfach nicht vertreiben lässt.

    Eines Tages nun geht Sukhin in Chinatown für die die Fakultätsparty zum Chinesischen Neujahrsfest einkaufen und rennt, überfordert von den Menschen und dem Angebot, die Pappkartonwohnung einer Obdachlosen um und erkennt in ihr Jinn, mit der vor fast zehn Jahren eine Beziehung hatte. Eine zaghafte Annäherung beginnt und nach und nach schafft er es, das Jinn ihm ihre Geschichte erzählt und ihn an ihrem Leben, das trotz Obdachlosigkeit sehr erfüllt ist, teilhaben lässt.

    Schon der Titel des Buches ist einfach hinreißend und die Geschichte so wundervoll erzählt, dass man sich nach dem letzten Wort wünscht, man könnte noch ein wenig länger mit Sukhin und Jinn durch Singapore streifen. Yeoh Jo-Ann ist sicher eine Autorin, die man im Auge behalten sollte. Sehr gefallen hat mir auch, dass sie ein Gedicht von Cyril Wong in der Geschichte untergebracht hat.

    Übersetzerin: Gabriele Haefs

  • Lesestoff,  Norwegische AutorInnen,  Rezensionen

    Rückkehr von Anne B. Ragde

    Mit dem Lügenhaus begann Anne B. Ragdes Geschichte über die Familie Neshov und von Torunn, der Anerbin des Hofes. Mittlerweile gibt es 6. Bände über die Familie Neshov und mit Rückkehr schließt Anne B. Ragde die Serie.

    Ich habe alle sechs Bücher gelesen. Die ersten drei mit Begeisterung, den 4. Teil eher aus Liebe zu den Charakteren, beim 5. Teil wurde es wieder besser und beim 6. habe ich zu meiner alten Begeisterung zurückgefunden … aber die Etnscheidung, die Reihe hier enden zu lassen, finde ich richtig. Torunn Breiseith hat sich gefunden, die Lügen der Familie sind auf den Tisch gekommen. Kurz, es ist Ruhe eingekehrt.

    Übersetzung aus dem Norwegischen: Gabriele Haefs

  • Lesestoff,  Rezensionen,  Roman,  Uncategorized

    Und jetzt ist Schluss von Christine Lehmann

    Ruth ist seit einanhalb Stunden tot und hält von dieser Warte aus Rückschau auf ihr Leben. Ihre Kindheit als Scheidungskind in den dreißiger Jahren in Halle, ihre zwangsweise Flucht aus der DDR in den Westen, wo sie Markus trifft, der ebenfalls eher unfreiwillig die DDR verlassen musste. Ihre Ehe die in Genf beginnt und die beruflich bedingten Umzüge, Markus ist Journalist, um schließlich über Hamburg in Stuttgart zu laden. Markus beruflichen Erfolge, während Ruth, die ihr Studium abgebrochen hat, darunter leidet, auf Haushalt und Kinder reduziert zu sein, nicht wirklich gesehen zu werden. Die beiden Töchter, das ständige Kochen und ihrem Mann den Rücken freihalten, sind ihr lange nicht genug. Auch das Kontakthalten mit der Ostverwandschaft ist in einem geteilten Land schwierig und die Missverständnisse, die aus den verschiedenen Lebensgrundlagen resultieren, belasten doch sehr.

    Christine Lehmann erzählt die Geschichte von Ruth, Markus, Hanna und Eva anhand von Erinnerungen, denn es unschwer zu erkennen, dass die Familie und vor allem der Lebensweg von Hanna, dem der Autorin gleicht. Chrstine Lehmann gibt Ruth mit der Möglichkeit ihr Leben zu zählen, eine Bühne, die sie im Leben nicht hatte. Das angenehme ist, dass sie, was bei dieser Autorin auch nicht zu erwarten war, nicht im „Mama war die Beste, Liebste, Wunderbarste“ Sumpf watet, sondern versucht der Frau gerecht zu werden, in dem sie sie nicht als ideal der Mutterschaft schildert, sondern als Person, die voller Widersprüche, so einigen nicht so angenehmen Seiten und voller Neugier und einem klaren Blick auf die Welt ist.

    Dadurch, dass Ruths Retrospektive durch Briefe und Brieffragmenten der Familie Ost und West, von Zeitgenossen und Freunden und Eltern und Töchtern angereichert ist, entsteht ein sehr komplexes Bild der letzten 90 Jahre.

    Ein unbedingte Leseempfehlung!