Rezensionen

  • Einfach mal so,  Lesestoff,  Rezensionen

    Schöne Tage

    Die letzte Woche war sehr schön. Interessante Gespräche und Treffen mit diversen Leuten, ein Ausflug zum Markt und in die Bücherei, dementsprechend gutes zu lesen und eine daraus resultierende Backaktion. Ich schrieb im letzten Beitrag über die Kaneel Snegler. Nächste Woche wird anstrengender, ich muss mal wieder an die Arbeit und Viktor hat diverse Proben, weil er mit seinen verschiedenen Bands demnächst Auftritte hat. Das bedeutet, dass ich mich vermehrt um die Alltagssachen kümmern werde.

    Auch modisch habe ich auf Sommer umgestellt. Meine Modelinie könnte „noch bequemer ist nackig“ heißen. Die Latzhose ist ein wenig abseits von meinen sonstigen Kleidungsstil und endlich mal nicht im fröhlichem Schwarz, aber ich fand sie witzig und beequem ist sie auch. Vor allem ist sie ideal bei der Wärme.

    Gestern habe ich mich nochmal um den Rezensionsblog gekümmert und ihm ein neues Aussehen verpasst. Eine neue Besprechung ist auch drauf. Babel war das Leseerlebnis des Jahres, also bis jetzt. Wer Lust hat, kann hier nachlesen, was ich davon halte:

    https://wortverueckt.kabras-crossroads.de/babel-von-r-f-kuang

    So, nun werde ich mal sehen, was ich heute noch anstellen kann. Vom Kochen bin ich befreit, da ich heute Abend zum Pizzaessen eingeladen bin.

    Habt schöne Pfingsten oder einfach schöne freie Tage.

  • Lesestoff,  Rezensionen,  Roman

    Zuckerbrot von Balli Kaur Jaswal

    Pareen, genannt Pin, wächst in einer Welt voller Regeln auf und es gelten nicht überall dieselben. Sie ist in eine Sikh-Familie geboren, der Vater war nie religös, die Mutter hat sich abgewandt, sie geht als Stipendiatin in eine christliche Schule, ihre Klassenkameradinnen stammen aus den verschiedensten Nationen, kein Wunder, denn Ort der Handlung ist Singapur. Die unterschiedlichen Regeln und der alltägliche Rassismus sind es aber weniger, die Pin in Unruhe versetzen, es sind eher die Geheimnisse um sie herum, wie zum Beispiel der Hautausschlag ihrer Mutter und warum diese ein gespaltenes Verhältnis zu deren Mutter hat. Immer wenn sie sich daneben benimmt, benimmt heißt es: Werde nicht wie deine Mutter!

    Eine entscheidene Veränderung tritt ein, als Nani-ji, ihre Großmutter mütterlicherseits, bei der Familie einzieht und mit ihr Gott und was eine Sikh darf und was nicht. Schluss ist es mit dem Fußballspielen mit de Nachbarjungen und dem Haare kurz tragen, denn Sikhs lassen ihre Haare wachsen. Keine Shorts mehr, dafür viele Gebete. Doch am Schlimmsten ist, dass Pin nicht mehr die Stimmungen ihrer Mutter einschätzen kann. Immer konnte sie an dem was ihre Mutter kochte, welche Gewürze sie verwendete, erkennen, ob es ein guter Tag war oder ein schlechter.

    Der Kröner Verlag nimmt seine Leser und Leserinnen nach Zweckfreie Kuchenanwendungen von Yeoh Jo-Ann, übersetzt von Gabriele Haefs, ein zweites Mal mit nach Singapore. Eine Riesenstadt und ein Schmelzkessel der Nationalitäten. Während Zweckfreie Kuchenanwendungen im Universitätsmillieu spielt, ist der Ort der Handlung in Zuckerbrot, ein Mehrfamilienhaus in einem weniger reichen Stadtteil. Der Roman spielt 1990 und in Rückblenden zwischen 1967 und 1970. In erster Linie ist es jedoch eine Geschichte von Müttern und Töchtern und zwar eine wunderbar berührende.

    Zuckerbrot
    Autorin: Balli Kaur Jaswal
    Übersetzerin: Gabriele Haefs
    Verlag: Kröner
    ISBN: 9783520625052
    Preis: 25,00 €
  • Rezensionen

    Abwesenheitsnotiz von Christine Prayon

    Long Covid, short Story. Eine fiktive Kabarettistin mit Namen Christine, will ein neues Buch schreiben. Zu diesem Behufe nimmt sie Kontakt zu ihrer Lektorin Gabi auf. Abwesenheitsnotiz beginnt mit diesem E-Mail Wechsel und man merkt es gleich: Christine und Gabi sprechen nicht die selbe Sprache! Doch Gabi freut sich, dass Christine ein neues Buch machen will und findet auch gut, dass sie über ihre eigene Erkrankung sprechen will, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar definiert ist. Daher Long Covid/Post Vac als Bezeichnung. Lange Rede kurzer Sinn, Christine soll doch bitte schon mal was schicken. Das macht sie und bekommt das 1. Kapitel postwendend mit Anmerkungen wie Schwurbelalarm zurück, wenn sie sich zu sehr in Kritik über die Covid Maßnahmen ergeht und darüber, dass es keine Forschung im Bereich PostVac gibt, sondern das alles unter Long Covid abgehandelt werden soll. Gabi meint, Christine sollte doch lieber über ihre Syntome und ihre Leiden schreiben, da sonst Gefahr besteht in die Ecke der Querdenker abgeschoben zu werden. Ach ja, und mit dem Gendern könnte sie es auch genauer nehmen.

    Christine Prayon hat da ein ernstes Thema amüsant abgehandelt, ohne zu beschönigen. Die Autorin hat mittlerweile nach vielen Untersuchungen die Diagnose PostVac und ist extrem eingeschränkt. Ich wünsche diesem Buch viele Leser und Leserinnen, egal wie diese zur Impfung stehen, es ist wichtig, dass die Nebenwirkung untersucht werden und dass die darunter Leidenden Hilfe bekommen.

    Abwesenheitsnotiz
    Autorin: Christine Prayon
    Verlag: Westend
    ISN: 9783864894312
    Preis: 18,00 €
  • Lesestoff,  Norwegische AutorInnen,  Rezensionen

    Eisiges Land von Tore Kvæven

    Es beginnt mit einer Walrossjagd, auf der sich Arnar, ein junger Wikinger, auszeichnet. Wir schreiben das Jahr 1293, Ort der Handlung ist Grönland. Es ist die Zeit, in der die Walrosse und Robben bereits sehr dezimiert sind, die ersten Siedler sind dabei das Land zu verlassen. Auch herrscht Uneinigkeit zwischen den Sippen aus dem Bergen und denen, die an den Fjorden siedeln. Letztere sind christianisiert, während die Bergvolk es noch immer mit Odin und Co hält. Arnar gehört zu den Bergbewohnern. Als er seinem Häuptling um ein bestimmtes Stück Land bietet, um dort zu siedeln, verweigert dieser es ihm. Arnar ist verärgert und wartet auf eine Gelegenheit unabhängig zu werden. Die ergibt sich, als Bergfinn, einer der Fjordbewohner, mit den Seinen das Land verlassen will, weil er keine Zukunft mehr sieht. Dazu braucht er Holz für ein Schiff, doch das ist auf Grönland Mangelware, aber Arnar ist im Besitz eines riesigen Stammes. So wird der Stamm gegen den Hof getauscht und Arnar macht sich seinen ehemaligen Häuptling zum Feind.

    Arnar, ein tatkräftiger Mann, mit vielen guten Anlagen, hat ein seltenes Talent sich Feinde zu machen. Als er sich in Eir verliebt und sie umwirbt, landet er auf der Abschussliste einer weiteren Sippe.

    Was für ein Buch! Ich glaube, es ist mit Abstand das Beste, was ich dieses Jahr gelesen habe. Dabei ist es nicht einmal sosehr die Geschichte von Arnar – obwohl die natürlich sehr spannend ist -, es ist die Art wie Tore Kvæven das Land, das Meer, die Ureinwohner, das harte Leben der Siedler und die Gesetze nach denen sie leben beschreibt. Alles ist beseelt. Eins greift ins andere und fügt sich, bis auf die Siedler, dort ein. Ein Eisbär, zum Beispiel, landet nicht einfach an der Küste, sondern der Leser und die Leserin machen die Reise auf einer kleiner werdenden Eisscholle mit ihm dorthin. Spüren seinen Hunger, die Gefahr und alles was ihn umgibt.

    Arnars Geschichte spielt zu einer Zeit, in der bereits das Ende der Besiedelung Grönlands abzusehen ist. Die Handelsschiffe bleiben aus, da es nicht mehr genug zum Handeln gibt. Die Tierwelt ist bereits stark dezimiert und das Land selbst bietet nicht genügend Rohstoffe, für ein Leben wie die Siedler es gewohnt sind. Eine zerfallenene Gesellschaft, Raubbau an der Umwelt. Man könnte fast eine Metapher für unsere heutige Zeit darin lesen.

    Fazit: Alles stehen und liegen lassen, Buch besorgen und sofort lesen!

    Eisiges Land
    Autor: Tore Kvæven
    Übersetzer:innen: Andreas Brunstermann & Gabriele Haefs 
    Verlag: Piper
    ISBN: 978-3-492072359
    Preis: 25,00 €
  • Rezensionen,  Sagen

    Sagas aus dem Alten Irland – Der Rinderraub von Cúailgne und andere Erzählungen aus dem Ulster-Zyklus

    Táin Bó Cúalinge – Der Rinderraub von Cúalinge steht hier im Mittelpunkt der von Matthias Egeler ausgewählten und aus dem Alt- und Mittelirischen übersetzten Sagen. Eingerahmt wird diese von Geschichten die dem Táin vorangehen. Wir begegnen hier Cú Chulainn, dem irischen Helden der Superklasse und einigen anderen bekannten Figuren. Die Geschichten spielen in vorchristlicher Zeit, in der die Anbindung dieser Welt an die Anderswelt eng waren. Wo es Helden gab, denen in heutiger Zeit, ein Platz im Marveluniversum sicher wäre. Doch zu obigen Buch.

    Es beginnt mit der Auseinandersetzung zweier Schweinehirten, die befreundeten Elfenkönigen dienen, beide magisch begabt, starten einen Wettbewerb, wer von ihnen der stärkere ist, der in einem Krieg zwischen Connacht und Ulster endet.

    Das Buch ist nicht nur sehr schön aufgemacht, sondern auch mit einer Einführung versehen, die Lesenden mit dem nötigen Wissen versorgt, das es für einen Ausflug in die irische Sagenwelt braucht. Welt und Anderswelt und der heroische Kosmos des alten Irlands und einige Hinweise zur Aussprache irischer Namen sind hier enthalten.

    Fazit: Ein Leseerlebnis der besonderen Art

    Die Übersetzung wurde von Literatur Ireland gefördert.

    Sagas aus dem alten Irland
    Der Rinderaub von Cúalinge und andere Erzählungen aus dem Ulsterzyklus
    Ausgewählt und aus dem Alt- und Mittelirischen übersetzt von: Matthias Egeler
    Verlag: Kröner, Stuttgart
    ISBN: 978-3-520-61901-3
    Preis 28,00 €
  • Rezensionen

    Nächstes Jahr schenken wir uns nichts – Weinachtsgeschichten

    Auch dieses Jahr hat Karoline Adler wieder eine feine Geschichtensammlung für die Weihnachtszeit zusammengestellt. Eine feines Geschenk zum Fest, zum Julklapp oder einfach zum Selbstlesen und sich freuen. Die Geschichten sind lustig, manche ein wenig wehmütig und andere wieder voll am Zeitgeist. Etwa die von Ewald Arenz, in der er den Nikolaus, den Weihnachtsmann durch eine indigene, lesbische Vegetarierin ersetzen lassen will, damit sich niemand benachteiligt fühlt, weil er oder sie oder divers, die Geschenke von einem weißen alten Mann erhält. Oder Kim Småge, die sich einer ausgedehnten Weinprobe unterzieht, alles im Rahmen der Bildung. Besonders gefreut hat mich das Wiedersehen mit Ingvar Ambjørnsens Elling, der in eine Krise über ein Geschenk gerät, wo doch abgemacht war, nichts zu schenken. Wer Elling kennt, weiß, welche Kapriolen seine Gedanken schlagen können und wer ihn noch nicht kennt, sollte die Gelegenheit nutzen und ihn kennenlernen.

    Fazit: Feines Buch

    Nächstes Jahr schenken wir uns nichts
    Herausg.:  Karoline Adler
    Verlag: dtv
    ISBN 978-3-423-21889-4
    Preis: 12,00 €
  • Lesestoff,  Rezensionen

    Julia von Sandra Newman

    Wer kennt nicht 1984, wenigstens vom Hörensagen? Orwells Dystopie über den totalen Überwachungsstaat. Die Geschichte von Winston Smith, der der Liebe in die Falle geht und zwar im doppelten Sinne, einmal verliebt er sich in Julia und diese Liebe bringt ihn in das Liebesministerium, wo O’Brien herrscht und ihn foltert. Denn im Liebesministerium bedeutet Liebe Hass. Dort zu landen ist nicht unbedingt schwer, denn es ist nahezu unmöglich nicht Denkkrim, Sexkrim oder sonst was für ein Krim zu begehen.

    Sandra Newman nun, erzählt im Grunde die selbe Geschichte, nur halt aus der Sicht von Julia, die Maschinistin in der Fiktion ist, wo ihr auch Winston auffällt. Julia mauschelt sich so durchs System, macht Schwarzmarktgeschäfte, zeigt die richtige Form von Interesse am Staat und will einfach nur so geschmeidig wie möglich überleben. Doch durch die Maschen des Systems flutscht man nicht so leicht, und irgendwann steht sie vor der Alternative für die Partei als Spionin zu arbeiten, was ihr, genauso wie Winston, zum Verhängnis wird.

    Sandra Newman hat Julia mit der Erlaubnis der Orwell Gesellschaft geschrieben, die Dialoge zwischen Julia und Winston, sowie Winstons Folterung, wurden eins zu eins übernommen. Die deutsche Übersetzung von Karoline Hippe orientiert sich an der Neuübersetzung von 1984 von Frank Heiberts, S. Fischer Verlag 2021.

    Fazit in Neusprech: Doppelplusgut

    Julia
    Autorin: Sandra Newman
    Übersetzerin: Karoline Hippe
    Verlag: Eichborn
    ISBN: 978-3847901563
    Preis: 24,00 €
  • Eigene Bücher,  Rezensionen

    Feine Rezension zu Tore & Wölfe ISA im Folkmagazin

    Die Freude, wenn jemand das Werk zu schätzen weiß ist immer groß. Gabriele Haefs hat im Folkmagazin über Tore & Wölfe ISA geschrieben.

    Buch der Kollegin

    Karin Braun, in FM-Kreisen als Rezensentin bestens bekannt, hat nach einem Band mit Erzählungen (FM berichtete) nun einen dicken Roman vorgelegt. Der Titel verrät schon einiges: „Tore und Wölfe: Isa.“ Es wird mindestens noch einen Band geben, in dem es auch um Tore und Wölfe geht, aber Isa offenbar nicht die Hauptrolle spielt. Wunderbar, aber erst mal muss dieser gelesen sein. Die Tore, von denen die Rede ist, führen in eine andere Welt, in der Isa geboren ist. Das aber erfährt sie erst, als die Handlung so richtig einsetzt. Isa lernt also diese andere Welt kennen, in der so einiges anders ist als in der, in der sie bisher war (nämlich der, die wir heute so kennen). Den meisten Menschen ist es nicht gegeben, einfach von einer Welt in die andere wechseln zu können, zumal die Tore streng bewacht werden. Aber einige schaffen es trotzdem, und zwar genau die, die in der anderen Welt nicht erwünscht sind, Leute von der Sorte, die die hiesige Welt schon fast zugrundegerichtet haben und nun versuchen wollen, auch die andere auszubeuten. Und danach? Da Karin Braun ihr Weltensystem am Konzept der alten nordischen Religion orientiert, können wir mit sieben Welten rechnen. Und mit sieben Romanen? Schöne Aussichten. Es geht in diesem darum, wie sich die BewohnerInnen der anderen Welt gegen die Invasion der Gierschlünde zu wehren versuchen, und einen Vorteil haben sie: Sie sind Werwesen und können andere Gestalten annehmen, und damit wären wir bei den Wölfen des Titels. Alles sehr spannend erzählt und mit so viel Sachkenntnis angereichert, dass es auch als Einführung in die nordische Mythologie dienen kann. Karin Braun: Tore und Wölfe: Isa, Tredition, 328 S., 15,– https://kabras-crossroads.de/ (GH)

    https://www.folkmagazin.de/fm-zeitschrift/fm-rezensionen-2/rezensionen-b%C3%BCcher-hefte/karin-braun-tore-und-w%C3%B6lfe-isa,-tredition,-328-s-,-15,-https-kabras-crossroads-de-gh.html

  • Lesestoff,  Rezensionen,  Roman

    Falls ich da war, habe ich nichts gesehen von Michela Marzano

    Michela Marzano ist überzeugt, dass ihre Familie immer links war. Sicher Großvater Marzano saß für die monarchistische Partei im Parlament, aber das macht ihn ja noch lange nicht zum Faschisten … dachte sie, bis sie auf der Taufurkunde ihres Vaters entdeckt, dass er 1936 neben so einigen anderen Namen auch den Namen Benito erhielt. Sie beginnt Fragen zu stellen und entdeckt, dass ihr Großvater Mussolini Anhänger der ersten Stunde war und unter dessen Regime Karriere gemacht hat. Ihre Reise in die Vergangenheit ihres Großvaters und die Auseinandersetzung mir ihren Eltern, ihrer Kindheit und allem was sie in der Gegenwart noch belastet, startet und scheint, erst einmal, mehr Fragen als Antworten aufzuwerfen. Es ist der Versuch den Großvater, den despotischen Vater und sich selber zu verstehen, ohne zu beschönigen.

    Ein ausgesprochen wichtiges Buch, gerade in Zeiten, in denen ein Rechtsruck durch so viele Nationen geht und in Italien Georgia Meloni regiert. Doch nicht nur deswegen halte ich dieses Werk für besonders aktuell, sondern auch, weil es dazu herausfordert genau hinzusehen und sich zu fragen: Woher komme ich und wo will ich hin? In welcher Welt wollen wir leben?

    Fazit: Unbedingt lesenswert!

    Michela Marzano, Jahrgang 1970, lebt in Paris und lehrt an der Université Paris Descartes Moralphilosophie. Für Falls ich da war, habe ich nichts gesehen, wurde sie mit dem Prenio Mondello ausgezeichnet.

    Falls ich da war, habe ich nichts gesehen
    Autorin: Michela Marzano
    Übersetzerin: Lina Robertz
    Verlag: Eichborn 
    Veröffentlichung: 25.08.2023
    ISBN: 978-3-8479-0150-1
    Preis: 24,00 €
  • Anthologien,  Lesestoff,  Rezensionen,  Uncategorized

    Hamburg Noir – Herausg. Jan Karsten

    Hamburger Autoren und Autorinnen erzählen Geschichten, die in ihrer Stadt spielen. Sie gehen in die dunklen Ecken und zeigen, dass auch im hellen und glänzenden Harvesthude, Wedel, Blankenese und an der Elbchaussee, das Dunkle durchaus präsent ist. Im Vorwort zitiert der Herausgeber Jan Kasten Heinrich Heine, der einmal über Hamburg sagte:

    Hamburg ist am Tage eine große Rechenstube und in der Nacht ein großes Bordell

    Man könnte sagen, dass sich die Geschichten zwischen diesen Polen bewegen. Ob es nun Nora Luttmers vietnamesische Bistrobetreiberin in Rothenburgsort ist, die auf ihre Art mit Schutzgelderpressern umgeht oder Ingvar Ambjørnsens Spaziergänger, der sich am Ring 2 zwischen einer versiffter Kellerkneipe, „in der er mit sich alleine trinkt“, und hipper Weinbar bewegt und dabei über Leben und Tod sinniert oder Zoë Becks Jachtbesitzer, der seinen Anwalt braucht, da ein Segler in seiner Schiffsschrauber zerschreddert wurde. Alle sind sie da. Die die ganz oben, die die auf dem Weg nach unten oder oben sind und die, für die es nicht mehr tiefer geht. Ein Stadtbummel der besonderen Art und für mich, als Ex-Hamburgerin, eine große Freude viele vertraute Ecken wieder zu entdecken. Doch man muss Hamburg nicht kennen, um die Geschichten zu schätzen. Aber ich kann versprechen, wer es auf diese literarische Art entdeckt, wird Lust bekommen, es sich live und in Farbe anzusehen.

    Hamburg ist das vierte Buch in der Noir Reihe des Culturverlags und macht große Lust, sich auch die anderen einmal genauer anzusehen.Hamburg Noir Herausg. Jan Karsten Verlag: Culturbooks ISBN: 978-3-95988187-6 Preis: 18,00 €