Norwegische AutorInnen
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Die Kinder von Barøy von Roy Jacobsen
Mit die Die Kinder von Barrøy präsentiert Roy Jacobsen den vierten Teil seiner Inselsaga. Die drei vorherigen Teile sind unter dem Titel „Die Unsichtbaren“ im Insel Verlag erschienen und wurden, wie auch der vierte Teil von Andreas Brunstermann und Gabriele Haefs übersetzt.
Der Krieg ist vorbei und das Leben auf der kleinen Insel vor Norwegens Küste findet langsam in die Normalität zurück. Doch nicht für alle ist es so einfach. Da ist der kleine Mattis, dessen Mutter verschwunden ist und von dem es heißt, dass er ein Deutschenkind ist. Also das Kind einer Norwegerin und eines deutschen Besatzungssoldaten. Mattis Mutter hat vor seiner Geburt einen Norweger geheiratet, den Kapitän des Milchbootes, der die Inseln im Fjord anfährt und mit dem Festland verbindet. Eines Tages bleibt Mattis auf Barrøy, wo er mit den Kindern von Ingrid und den anderen aufwächst. Es ist noch immer ein hartes Leben dort auf der kleinen Inseln und die Welt verändert sich. Ingrid Barrøy, die Besitzerin der Insel, versucht das Leben auf der Insel zu erhalten, obwohl die Jungen es die jungen in die Städte zieht.
Mit den ersten drei Bänden habe ich mich sehr schwer getan. Zum ersten Teil habe ich einmal geschrieben, dass ich nahezu verdrossen bin, denn Roy Jacobsen hat eine Geschichte und Charaktere die mich interessieren, doch auf seinen Erzählstil kann ich mich nur schwer einlassen. Mit Die Kinder von Barrøy hat ermich versöhnt. Fein gezeichnete Charaktere, wundervolle Naturbeschreibungen und keine literarischen Überfrachtungen. Ein Buch dem ich viele Leser und Leserinnen wünsche.
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Ein Grab für zwei von Anne Holt
Ein neuer Anne Holt ist immer ein Grund zur Freude, denn selbst ihre nicht ganz so gelungenen Werke, liegen noch weit über dem Durchschnitt. Ein Grab für zwei stimmt nun besonders froh, da es der Auftakt zu einer neuen Serie ist.
Selma Falk, ehemalige Handball-Olympia-Medaillengewinnerin, erfolgreiche Rechtsanwältin mit Starqualitäten ist abgestürzt. Beruflich, privat, alles scheint zusammen zu brechen. Das ist der Punkt, an dem Jan Morrell vor ihrer Tür steht und ihr ein Angebot macht. Seine Tochter, Norwegens große Hoffnung auf Olympiagold im Langlauf, sieht sich Dopingvorwürfen ausgesetzt. Als kurz darauf ein weiterer Skiläufer des Olympiateams tot aufgefunden wird und bei ihm ebenfalls Dopingverdacht besteht, scheint es klar zu sein, dass jemand dem Olympia-Team schaden will. Allerdings hat Selma Falk ihre Zweifel, dass es so einfach ist.
Mit Selma Falk führt Anne Holt eine nicht ganz typische Ermittlerin ein. Sie ist weder Polizistin noch Privatdetektivin, verfügt allerdings durch ihren Bekanntheitsgrad und ihre Arbeit als Rechtsanwältin über exzellente Verbindungen zu diversen Institutionen und Menschen der unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten. Der Plot ist gut konstruiert, allerdings ohne konstruiert zu wirken, die Charaktere sind lebendig und ein besonderer Lichtblick ist Selmas Freund, der Obdachlose Einar Falsen, ein ehemaliger Kriminalbeamter mit Paranoia.
Anne Holt zeigt einmal mehr, dass ein guter Kriminalroman ohne Gewaltpornos auskommt und es der Spannung keinen Abbruch tut, wenn die Charaktere dreidimensional sind und nicht bloße Avatare für den nächsten Mord.
Im nächsten Herbst kommt der zweite Teil. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man bei so einer Ankündigung denkt: Was, so lange noch?
Übersetzerin: Gabriele Haefs