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Fast wie Urlaub

Es ist ein sonniger Sonntagmorgen in Hamburg. Auch der Samstag war schon schön. Auf dem Weg zu unserem Treffen mit Gabriele sind wir durch den Isepark entlang am Isebekkanal und so langsam komme ich wieder drauf, was mir immer an Hamburg gefallen hat. Es gibt so viel grüne Flecken.

Im Jussi’s haben wir draußen gesessen und ich hatte eine sehr leckere Rharbaber-Schorle. Dort am Lehmweg geht es für Hamburg eher beschaulich zu und es war schön Gabriele einmal wieder live und in Farbe zu erleben. Überhaupt war es gestern ein wenig wie Urlaub. Durch eine Stadt streichen, die mir schon lange nicht mehr vertraut ist. Denn es ist ja einige Jahre her, dass ich in Hamburg gewohnt habe. Jenni allerdings ist hier geboren und egal wo sie war und wo sie sonst gelebt hat, Hamburg ist immer ihre Liebe geblieben. Als die Kinder kamen, hatte ich gesagt: Warum ziehst du nicht nach Kiel? Dort können Viktor und ich dich entlasten! Aber sie konnte sich nicht durchringen Hamburg zu verlassen. Nun müssen wir denn eben hierher, wenn Not an der Frau ist.

Die letzten Nächte habe ich unter einem meiner früheren Malereien geschlafen. Das Bild heißt: Höre ich bin … nach einem Gedicht von Andrea Schacht, das in ihrem Buch „Die keltische Schwester“ zu finden ist.

Hier der Text:

»Höre!
Ich bin.
Ich bin die Erde, das Land, der feste Grund.
Ich bin der Berg, das Tal, der Höhle Schlund.

Ich bin die Lava, die Glut, die flüssigen Steine,
die Asche aus flammendem Berge.
Ich bin der Quarz, Diamant, das schimmernde Gold,
das ich im Innern verberge.

Ich bin die Erde, der Boden, der Halt,
Ich bin der Acker, die Wiese, der Wald.

Ich bin die Wüste, die Steppe, verödetes Land,
trocken und staubig und leer.
Ich bin das Geröll, der Kiesel, der feine Sand,
Gestein, zermahlen im Meer.

Ich bin die Erde, der Staub, das Gestein.
Ich bin der Lehm, der Fels, das Gebein.

Ich bin der Humus, der Moder, der schwarze Schleim,
zerbreche der Samen Hülle.
Ich bin das Keimen, das Blühen und der Zerfall,
ich berge des Wachstums Fülle.

Ich flechte der Wurzeln Gewebe, ich spinne der Erzadern Netz.
Der Bäume Geäst ich webe und im Kristall das Gitternetz.

Ich bin der Schoß, der Tod, das Leben.
Ich bin das Netz, an dem wir weben.
Ich bin Grund, dass alles werde.
Ich bin die Erde.
Ich bin.
Höre!«

Auszug aus „Die Keltische Schwester“ von Andrea Schacht.

Mein Name ist Karin Braun, lebe in Kiel, arbeite als Autorin, Herausgeberin, Literatourbloggerin und Übersetzerin - also kurz: ich mach was mit Worten.

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