Leben und Tod
Sterben ein Thema? Ja, klar und wie! Das war es schon immer, jedenfalls seit meine Lieblingsgroßmutter starb, damals war ich 10. Später habe ich mehrere Menschen bis in den Tod begleitet, habe ihre Hand gehalten, mit ihnen gesprochen und versucht Angst zu nehmen. Was gar nicht so einfach ist, denn man selbst hat ja, so man nicht an Reinkarnation glaubt und sich an frühere Tode erinnert, keine Belege dafür, dass das danach nicht so schlimm ist. Jede Sterbebegleitung habe ich als Geschenk empfunden, jede war auf ihre Art berührend und hat mir die Angst vor dem Tod genommen. Achtung, ich sage vor dem Tod, nicht vor dem Sterben und Schmerzen.
Bei vielen Menschen in meinem Bekanntenkreis, stelle ich eine merkwürdige Berührungsangst mit dem Thema fest. Komischerweise besonders bei den Christen unter ihnen. Muss mit diesem Schulddingens, was da eingeredet wird, zu tun haben. Damit haben Hex und Heid es ja nicht so. Etwas getan zu haben, was gegen den Grundsatz „Tu was du willst und schade keinem“, führt in der Regel in diesen Kreisen eher dazu, dass mein sich den Konsequenzen stellt, erkennt, was man besser gelassen hätte und sensibler wird. Kein Mensch ist davor gefeit Fehler zu machen, mal Opfer und mal Täter zu sein, worauf es ankommt ist, die Erkenntnis zu integrieren und sich den eigenen Anteilen zu stellen.
Während der gesamten Coronazeit fand ich es interessant, wie konsequent das Thema Tod ausgesparrt wurde, außer natürlich als Schreckgespenst und um Angst zu verbreiten. Dabei ist doch nur eines sicher: Wir werden alle sterben! Wann, wie und wodurch, kann niemand voraussagen und genau darüber sollten wir reden und nicht so tun, als wäre der Tod eine Beleidigung.
Mit der Erkenntnis, dass das Leben endlich ist, bleibt doch eigentlich nur eines: Es in seiner Fülle zu leben und wenn es ans sterben geht, in Frieden gehen.
Schön wäre allerdings, wenn wir vorher noch ein wenig dafür tun könnten, dass es auf dieser Welt friedlicher zu geht.
Der Autor Terry Pratchett, er war an einer seltenen Form von Alzheimer erkrankt und ist an dieser gestorben, hat einen sehr schönen Vortrag für die Dimbleby Society geschrieben, leider konnte er ihn nicht mehr selbst halten, jedenfalls nicht ganz, da seine Krankheit damals schon zu weit fortgeschritten war. Pratchett hat sich sehr für das Recht auf eigenen Wunsch zu sterben eingesetzt. Der Vortrag ist leider nur auf englisch zu hören, aber ich verlinke ihn trotzdem einmal.
3 Kommentare
Gudrun
Dieses Recht, auf eigenen Wunsch sterben zu dürfen und dabei begleitet zu werden, das wünsche ich mir auch. Da muss nicht immer etwas ganz Schlimmes den Ausschlag geben, sondern nur, dass es einfach Zeit ist. Ich möchte nie irgendwo in einem Bette liegen, gefüttert werden und ab und zu eine saubere Windel um den Poppes bekommen. Dann möchte ich mich lieber in Ruhe auf die letzte Reise begeben dürfen.
Dass es irgendwann friedlicher wird auf der Welt, glaube ich nicht mehr.
Heu, wir haben ja heute gewichtige Themen am Wickel, gell? Nun ja, sie gehören halt auch dazu, zu unserem Leben.
Ich schicke dir Grüße, liebe Karin.
Kabra
Geht mir genau so. Ich finde es gibt nicht nur ein Recht auf ein würdevolles, selbstbestimmtes Leben, sondern auch das Recht auf einen würdevollen, selbstbestimmten Tod. Aber ein wenig bleibe ich noch, das neue Buch ist noch nicht fertig.
Wichtige Themen, ja, aber eben auch notwendige. Liebe Grüße
Gudrun
Klar bleiben wir noch. Es gibt doch noch allerhand zu erleben und zu tun.