Beleidung Dritten Grade von Rayk Wieland
Alexander Schill, seines Zeichens Antiquar, ist fasziniert von Duellen. Als seine Freundin Contanze ihn wegen eines anderen verlässt, fordert er diesen zum Duell, da er meint, dass eine Beleidigung dritten Grades (Verführung einer Frauensperson) vorliegt und ihm Satisfikation zusteht. Der Geforderte Oskar Markow, Psychiater und Schlaftherapeut, schaltet die Polizei ein, die aber nichts machen kann, da halt erst ein Straftatbestand vorliegt, wenn besagtes Duell wirklich stattfinden sollte. Während Schill mit den Vorbereitungen, Sekundanten, Austragungsort und Waffen besorgen, beschäftigt ist, forscht er dem letzten Duell nach, das in Deutschland stattgefunden hat. Am 17. Oktober 1937 traten sich Roland Strunk, Sonderberichtserstatter des Völkischen Beobachters und SS Hauptsturmführer und Horst Krutschinna, Baldur von Schirachs persönlicher Adjutant, auf Pistolen bei den Heilstätten Heilstätten Hohenlychen, wegen einer Beleidung dritten Grades gegenüber, wobei Strunk verletzt wurde und fünf Tage später verstarb.
In zwei Erzählsträngen erzählt Rayk Wieland von einem Duell in Planung im Jahre 2015 und von dem historisch belegten von 1937. Während er in den historischen Episoden eloquent, witzig und der Absurdität des Mannesehrenkultes der Nazis gerecht wird, gestaltet sich der 2015 spielende Part eher zäh. Während des Lesen beschlich mich immer wieder der Gedanke, dass Rayk Wieland eigentlich nur die Geschichte von Hohenlychener Duell erzählen wollte und die heutige nur als Überbau genutzt hat. Ich wünschte er hätte sich auf den historischen Vorfalle beschränkt. Exaltierte Charaktere, ein merkwürdiges Hobby, eine absurde Situation und beschränkte Polizist:innen machen nun einmal nicht automatisch eine gute Geschichte. Schade drum, denn dass Wileand in der Lage ist etwas auf den Punkt zu bringen, zeigt sich am historischen Teil.
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