Persönliches

Die nutzlose Frau Braun

In einem TED-Talk von Yuval Noah Harari erfuhr ich, dass ich wohl in der zukünftigen Welt als nutzlos gelten werde. Also ich vermute ja, von seiten unserer Reagierenden, werde ich schon lange so eingestuft. Harari schlägt vor solche wie mich mit Computerspielen und bisschen was zu essen ruhig zu stellen. Ich war schon nicht wenig empört. Einmal hört natürlich niemand gerne, dass er oder sie nutzlos ist und zum anderen … also mich braucht man nicht mit Computerspielen ruhig stellen, ich kann lesen. Aber wahrscheinlich bin ich auch nur wieder zu empfindlich und nehme alles zu persönlich. Sollte ich nicht, schließlich hängt er ja mit sehr merkwürdigen Leuten rum. Schwab, Gates, Merkel (ja, er war von der Bundesregierung ihrerzeit eingeladen, um sie mit Weisheit zu erfüllen), und noch so ein paar fragwürdigen, leider sehr mächtigen, Typen. Es ist ja erwiesen, wie prägend das Umfeld ist .

Wie sich das Leben, besser gesagt, dass knappe Überleben in diesen unserem Lande entwickelt, gefällt mir gar nicht. Empathie, Respekt und Freundlichkeit sind gerade knapp. Wie mein Klopapier, das aus Recyclingpapier … ist halt Krieg, da muss ich halt das Weiche nehmen.

Und bevor mir wieder jemand damit kommt, dass es ja Leuten viel viel schlechter geht als mir. Klar gibt es immer, aber es gibt auch so einige denen es viel zu gut geht und die, statt etwas gegen Hunger, Krieg und Ausbeutung tun, sich eher in der Richtung bereichern!

Hier der Talk

Mein Name ist Karin Braun, lebe in Kiel, arbeite als Autorin, Herausgeberin, Literatourbloggerin und Übersetzerin - also kurz: ich mach was mit Worten.

6 Kommentare

  • Gudrun

    Weißt du, Karin, als man Hartz IV einführte , musste man das tun, wenn man an dem Wachtumsirrsinn und der Profitmaximierung festhalten wollte. Und die, denen das Kapital gehört, wollten das. Ganze Produktionszweige wurden im Zuge der Globalisierung in arme Länder ausgelagert. Die schuften jetzt für uns und können kaum davon leben. (Das ist doch auch Kolonialismus oder irre ich mich da?) Bei uns hatte es zur Folge, dass die Arbeitslosigkeit stieg. Und damit Ruhe ist im sozialen Karton, gab es eben dann das neue Sozialgesetzbuch. Kluger Schachzug, dass man das der SPD aufs Auge gedrückt hat, dies durchzusetzen.
    Dass man die Gesellchaft gerne spaltet, hat auch System.
    Vieles kann man nachlesen bei der Bundeszentrale für Politische Bildung, kostenlos. Und das ist kein Schwurbelverrein oder ein Haufen utopistischer Spinner. Und Links sind die auch nicht.
    Armutsberichte zu erstellen, verlangte die EU. Oh, in dem Land hier hat man das lange ausgesessen und jetzt bewertet man Armut rein monitär. Es gehören aber noch andere Parameter dazu, wie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Zugang zur Bildung und zur medizinischen Versorgung, Wohnen …
    Das ist eigentlich nicht meine Art, so lange Kommentare abzugeben, aber jetzt war mir das mal ein Bedürfnis. Ich hatte mal eine Uni mit einem Diplom als Ökonom verlassen, hatte mich damals schon viel mit dem Club of Rome („Grenzen des Wachstums“) beschäftigt und mit allem, was damit zusammen hängt. Jetzt gerade tue es wieder. Es erklärt sich nämlich so vieles Gegenwärtige.
    Von niemandem sollten wir uns abwerten lassen. Dagegen werde ich mich wehren, vor allem, wenn halbseidenes Wissen rausgeplautzt wird. Ich werde nicht schweigen. Und du wirst dir das bitte nicht annehmen mit dem „unnütz“ u.ä. Nie.
    Ach ja, der Wohlfühlfaktor der Menschen in einer Gesellschaft gehört auch mit in einen Armutsbericht. (Man kann das durchaus erfassen.) Ich glaube, da sieht es hier nicht rosig aus.
    Ich schicke dir Grüße. Mach dein Ding und schaff dir deine Ruhezonen, wo all die Dinge mal abpralĺen können, die sich ungut anfühlen. Und ja, lass uns auch über so etwas reden, wenn es ansteht oder auf der Seele brennt.

    • Karin Braun

      Keine Angst Gudrun, ich ziehe mir den Schuh von Herrn Harari nicht an. Keinesfalls. Es ärgert mich nur sehr und es zeigt auch sehr deutlich in welche Richtung es auf der Welt geht. Sovieles liegt im Argen und der nächste Zusammenbruch des Finanzsystems steht bevor (oder sind wir schon mittendrin?).
      Als wir 2004 gegen die Anführung von Harzt IV demonstriert haben, haben uns so einige für verrückt erklärt und gemeint, es wäre gar nicht so schlimm und sie würde es ja nicht betreffen, denn sie hätten ja Arbeit. Neulich habe ich eine Freundin getroffen, die damals so sprach … Heute, selbst auf ALG II und um einiges an Ersparten, Angeschafften ärmer, sagt sie: Hätte ich doch damals … ALG II hatte nie mit fördern zu tun. Aus ALG II rauskommen ist für junge schwer und für ältere nahezu unmöglich. Ich weiß, dass ich nicht nutzlos bin, dass kein Mensch nutzlos ist … aber wenn jungen Leuten eingebläut wird, dass sie es sind, dann kommt es an, dann bleibt was hängen. Dieter Hildebrandt hat einmal gesagt: „Würde ist in Deutschland nur noch ein Konjunktiv“.
      Und ja, wir müssen diese Themen ansprechen. Ich war sehr ruhig, in dieser Richtung, da mir immer noch die Anfeindungen aus der C-Anfangszeit zu schaffen machten. Das wird sich nun ändern. Alles Liebe

  • birgit brabetz

    ich kann mich natürlich täuschen und ich muss ihn ja auch nicht verteidigen – aber er beschreibt ziemlich treffend was das eine besitzende prozent mit uns restlichen 99 prozent bereits tut – die ausbeutung der nützlichen idioten – am rennen im hamsterrad gehalten mit der notwendigkeit der nackten existenzsicherung
    ich glaub er provoziert mit diesem spruch und das lachen wird der zuhörerschaft noch im hals stecken bleiben
    aber was ich auch glaube ist dass genau die die sich der fiktionalen ebene entziehen die chance haben das drohende elend aufzuhalten – weil sie sich der zwingenden logik dieser anderen realität entziehen – sich einfach aus dem hamsterrädchen herauskatapultieren lassen
    also machen wir weiter und rufen : der kaiser ist ja nackt
    ( wenn nicht der dritte weltkrieg diese ganzen gedanken umfassend in schutt und asche legt )
    umarm und allerliebste grüße

    • Karin Braun

      Ich weiß nicht, ich habe Homo Deus gelesen und fand es unerträglich und auch nicht provokant, sondern schlicht und ergreifend arrogant. Aber wer weiß. Ich merke seit zwei Jahren, dass es enger und enger wird und wir immer kreativer werden müssen, um überhaupt noch Freiräume zu haben. Alles Liebe

      • birgit brabetz

        auf jedenfall sollten wir uns derartige zuschreibungen nicht anziehen
        die nützlingsdebatte finde ich schon unerträglich in bezug auf pflanzen- und tierwelt

        • Karin Braun

          Nee, den Schuh anziehen schon mal gar nicht. Mit der Nützlichkeitsdebatte in Bezug auf Flora und Fauna geht es mir wie dir. Wir haben noch nicht einmal ansatzweise kapiert, wie alles im universellen Sinn zusammenhängt und erlauben uns Urteile.

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