Autobiografie/Biografie

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    Schreiben – Selbstbild mit Tier von Andreas Niedermann

    Der junge Andreas Niedermann aus der Schweiz will Schreiben. Das ist eigentlich das einzige, was der sicher weiß … und dass er aus der Schweiz wegwill. Doch wie jeden jungen Autoren treibt auch ihn die Frage um: Schreiben? Wie geht das eigentlich? Und wovon lebt man, bis man von Schreiben leben kann? Geld ist eines der Grundprobleme, denn wenn es da ist, hat es die Tendenz schnell wieder weg zu sein. Wenn man in Jobs unterwegs ist, die man um das Geldes wegen annimmt, ist man schnell geneigt zu kompensieren, was ausgesprochen gut mit Alkohol geht. Niedermann gerät in einen Kreislauf von Zeiten in denen er Schreiben könnte, aber nicht kann, weil er Geld braucht und kompensieren muss oder eben in denen er schreibt, sehr frugal lebt und die Salami zum Brot schon mal geklaut wird. Doch er schafft es, schließlich ist sein erstes Buch da. Sauser und es ist ein Erfolg! Doch nichts ist für immer und alles beginnt von vorn.

    Andreas Niedermann ist ein Garant für ein absolutes Lesevergnügen. So auch hier! Ihn in der Retrospektive auf seinem Weg zum Schreiben und seinen beruflichen Schlenkern, da war viel Schönes dabei – Almhirte, Bühnenbauer, Kinovorführer, Bauarbeiter – begleiten, war mir eine große Freude. Man kann wirklich nicht sagen, dass Niedermann sich und seine Leser schont, dafür gehr er viel zu offen, humorvoll und teils schonungslos mit seinem jüngeren Ich um. Gerade das macht aber seinen Reiz aus.

    Das mit dem Tier im Titel, erklärt sich beim Lesen des Buches, was ich nur wärmstens empfehlen kann.

  • Autobiografie/Biografie

    Die Welt, die meine war – die 80ziger Jahre von Ketil Bjørnstad

    Mit den 60ziger Jahren hat Bjørnstad seine ungewöhnliche Autobiografie gestartet. Mit den 80ziger Jahren liegt der dritte Band vor und ich hoffe, es werden auch die weiteren noch folgen. Ketil Bjørnstad ist einer der produktivsten Künstler Norwegens und zwar sowohl als Autor, als auch als Musiker. Die Übersetzung aus dem Norwegischen von: Andreas Brunstermann, Gabriele Haefs, Kerstin Reimers und Nils Hinnerk Schulz.

    Die 80ziger Jahre also, eine bewegte Zeit nicht nur in dem kleinen Hurzel-Purzel-Land (wie K. B. es immer mal nennt) Norwegen, sondern überhaupt. Die Hippies der 70ziger werden von den Yuppies verdrängt. Bjørnstad lebt nach wie vor auf Sandøya, hat aber auch eine Wohnung in Oslo. Er steht ein wenig zwischen den Stühlen, seine Entscheidung sich auch der Popolärmusik zu öffnen, wird nicht von allen begrüßt. So lebt er zwischen Schreibtisch, Klavier, zwischen E – und U-Musik (eine Unterscheidung ohne Unterschied, meiner Meinung nach, zwischen Sandøya und Oslo. Das erste Faxgerät und der erste Computer tauchen auf. Es ist eine Zeit des Umbruches und die Gefahr eines Atomkriegs liegt in der Luft. Als Bjørnstad sich in der Spionageaffäre um Arne Terholt positioniert, merkt er wie die Stimmung ihm gegenüber wechselt, wie einige sich abkehren die ihm früher wohlwollten.

    Ketil Bjørnstad begibt sich als zum dritten Mal auf eine Reise in seine Vergangenheit und er geht, wie auch schon in den beiden ersten Bänden kritisch mit sich um. Da ist keine Selbstverleibtheit zu spüren, auch keine Selbstkasteiungen, sondern eher ein: Meine Güte, was war ich manchmal für ein Esel!, wie wir es ja wohl alle kennen.

    Eine absolute Leseempfehlung.