Heroin Chic von Maria Kjos Fonn
Elise hat liebende Eltern, eine wundervolle Gesangsstimme, blonde lange Haare, sie ist, wie alle ihr versichern, eine die leuchtet. Sicher, es zeichnet sich ab, dass die Mutter schon ein wenig in Sachen Musik pusht, aber eben nicht zu sehr. Es ist auch kein direkter Missbrauch, als ihr Chorleiter mit ihr schläft, immerhin ist sie da schon 16. Alles in allem entspricht nichts den Klischeevorstellungen einer Junkiekarriere und doch probiert Elise alles von Pillen, über Aneurexia, Bulime, Alkohol, Dope und Heroin. Ihr gesamtes Leben dreht sich darum, auch ihre Beziehung zu Joakim … der aber irgendwann keine Drogen mehr will. Die Eltern sind verzweifelt, der Vater ist dafür seine Tochter fallen zu lassen. Die Mutter kann es nicht, sucht die Schuld bei sich und versorgt Elise mit Geld, so gut sie kann …
Maria Kjos Fonn beginnt Elises Geschichte in einer cleanen Phase, sie hat es geschafft neun Monate ohne Drogen zu sein und reflektiert ihr Leben, während täglich die Spritze lockt, denn Elise ist nur glücklich, wenn sie sich richtig leicht fühlt und das kann ihr nur das Heroin geben.
Maria Kjos Fonn begibt sich mit ihrer Protagonistin in deren Abgründe, denn es geht ganz nach unten. Wie schon in Kinderwhore, ihrem ersten Buch, wählt sie eine einfache, starke Sprache, so auch hier. Maria Kjos Fonn gehört zu den Autorinnen, die Türen öffnen und ihre Leser an Stellen führt, an die sie sich freiwillig nicht begeben würden und das ohne zu werten.
Übersetzung aus dem Norwegischen: Gabriele Haefs, erschienen bei Culturbooks
Die Autorin: Maria Kjos Fonn, geboren 1990, lebt als freie Autorin in Oslo. »Heroin Chic« wurde als einer der wichtigsten norwegischen Romane des Jahres gelobt, gewann den Oslo Literaturpreis und stand auf der Shortlist des P2-Hörerpreises und des norwegischen Buchbloggerpreises. 2019 erschien und ihr preisgekröntes Debüt »Kinderwhore«.