Ein Grab für zwei von Anne Holt
Ein neuer Anne Holt ist immer ein Grund zur Freude, denn selbst ihre nicht ganz so gelungenen Werke, liegen noch weit über dem Durchschnitt. Ein Grab für zwei stimmt nun besonders froh, da es der Auftakt zu einer neuen Serie ist.
Selma Falk, ehemalige Handball-Olympia-Medaillengewinnerin, erfolgreiche Rechtsanwältin mit Starqualitäten ist abgestürzt. Beruflich, privat, alles scheint zusammen zu brechen. Das ist der Punkt, an dem Jan Morrell vor ihrer Tür steht und ihr ein Angebot macht. Seine Tochter, Norwegens große Hoffnung auf Olympiagold im Langlauf, sieht sich Dopingvorwürfen ausgesetzt. Als kurz darauf ein weiterer Skiläufer des Olympiateams tot aufgefunden wird und bei ihm ebenfalls Dopingverdacht besteht, scheint es klar zu sein, dass jemand dem Olympia-Team schaden will. Allerdings hat Selma Falk ihre Zweifel, dass es so einfach ist.
Mit Selma Falk führt Anne Holt eine nicht ganz typische Ermittlerin ein. Sie ist weder Polizistin noch Privatdetektivin, verfügt allerdings durch ihren Bekanntheitsgrad und ihre Arbeit als Rechtsanwältin über exzellente Verbindungen zu diversen Institutionen und Menschen der unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten. Der Plot ist gut konstruiert, allerdings ohne konstruiert zu wirken, die Charaktere sind lebendig und ein besonderer Lichtblick ist Selmas Freund, der Obdachlose Einar Falsen, ein ehemaliger Kriminalbeamter mit Paranoia.
Anne Holt zeigt einmal mehr, dass ein guter Kriminalroman ohne Gewaltpornos auskommt und es der Spannung keinen Abbruch tut, wenn die Charaktere dreidimensional sind und nicht bloße Avatare für den nächsten Mord.
Im nächsten Herbst kommt der zweite Teil. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man bei so einer Ankündigung denkt: Was, so lange noch?
Übersetzerin: Gabriele Haefs