Einfach mal so

Neblicht

Neblicht war es heute Morgen und die Kastanie verliert Blätter ohne Ende. Nun ja, das gehört zum Herbst dazu und ich harke ja gerne Laub. Ansonsten ist es ein ruhiger Tag, nach einer leider nicht allzu ruhigen Nacht. Wenn ich nur greifen könnte, was mir so zu schaffen macht. Klar, wir leben in unruhigen Zeiten und noch klarer, geht mir gerade vieles unter die Haut, besonders im Umgang miteinander, und ja, um diese Zeit bin ich immer besonders dünnhäutig und kann es gar nicht abwarten abzutauchen. Aber es ist nicht nur das.

Heute Morgen fiel mir ein Gespräch mit meiner Schwester ein. Sie ist vor einigen Tagen 70 geworden und als ich ihr gratulierte, sagte sie: Gleich muss ich zum Frisur. Auch wenn ich 70 bin, muss ich ja nicht so aussehen!, und mir rutschte heraus: Warum eigentlich nicht? Sie ging nicht drauf ein. Ich denke da immer noch drauf rum. Denn ich bin nicht besonders eitel, außer Schnurrbarthaare entfernen und Brauen so stutzen, dass ich nicht wie Theo Waigel aussehe, ist da nicht viel. Es macht mir nicht viel aus, so alt auszusehen wie ich bin. Dachte ich zumindest. Dann machte ich ein Foto von mir, weil ich gerne eines für die Gören ohne Brille wollte, und als ich es ansah, dachte ich nee, so blaß, so grau und begann mit dem Fotoprogramm zu spielen. Als ich das Ergebnis sah, dachte ich: Wäre schon schön noch einmal so auszusehen. Also mehr Konturen, strahlendere Augen und so, gut wäre auch nicht schlecht, wenn der Busen noch da wäre, wo er einmal war. Aber das ist ein anderes Thema. Doch je öfter ich das Original ansehen, wird mir klar, es ist schon gut wie es ist. Mittlerweile ist es ja auch wieder mein Gesicht, dass mir aus dem Spiegel entgegenblickt. Als ich so Mitte 40 war, sah ich von einem Tag auf den anderen aus wie meine Mutter. Das war ein Schreck! Nicht das meine Mutter hässlich war, nein, es ist nur nicht schön, auf einmal wie jemand auszusehen, den man nicht besonders gut leiden kann. Ich sehe ihr übrigens immer noch ähnlich, besonders um die Augen rum.

Mein Name ist Karin Braun, lebe in Kiel, arbeite als Autorin, Herausgeberin, Literatourbloggerin und Übersetzerin - also kurz: ich mach was mit Worten.

2 Kommentare

  • Barbara

    Wer hätte nicht gerne so schöne grüne Katzenaugen!
    Ich bin 73 und je nach Tagesform mal der Meinung „das Alter ist eine Kränkung“ oder dankbar, dass ich nach zwei schweren Rückenoperationen noch gehen und auch Sport machen kann.
    Weil ich auch so blass bin, trage ich einen kräftigen Lippenstift wenn ich das Haus verlasse. Etwas davon auch auf die Wangen verrieben und ich sehe einfach frischer aus.
    Das mache ich nur für mich, es geht mir damit einfach besser.
    Der Busen ist ein Kapitel für sich…

    Alles ist gut, liebe Karin, du hast soviele Talente und Interessen. Genieße das, und eure Beziehung.

    • Kabra

      Tja, solche Augen, das wäre es. 🙂 Altern wir in Würde. Manchmal rege ich mich über die körperlichen Einschränkungen auf und muss dann lachen, weil, was nützt es? Es ist wie es ist. Die Sache mit dem Lappenstift muss ich mir mal überlegen, ich habe nicht mal einen. Doch die sind ja leicht zu kriegen.
      Vielen Dank für die lieben Wünsche. Alles Gute dir.

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